<44>Physiognomie einen unheilverkündenden Ausdruck gaben. Dabei war er von verdorbenen Sitten und diente eifrig, den Kronprinzen in seinen Ausschweifungen zu bestärken; auch wußte er, mit klügelnder Philosophie, eine solche Lebensweise zu beschönigen, indem er sich aus halbverstandener Kathederlehre ein System der Vorherbestimmung zusammengesetzt hatte, demzufolge der Mensch sich ohne eignen Willen, somit ohne Schuld, der über ihn verhängten Sünde zu ergeben habe. An dem Kronprinzen fand er für solche Lehren einen teilnehmenden Schüler. Endlich besaß Katte nicht einmal die für eine so gefährliche Stellung nötige Besonnenheit; er prahlte gern mit der Gunst, die ihm der Kronprinz erwies, er zeigte überall dessen Briefe vor, und gar manches hiervon mag dem Könige ohne sonderliche Schonung hinterbracht worden sein.
Schon suchte der König absichtlich die Gelegenheit auf, um den Kronprinzen empfindlich zu kränken. An schimpflichen Reden und an schimpflicher Behandlung fehlte es nicht. Der Kronprinz mußte ein Zeitlang Fähnrichsdienste tun. In öffentlicher Gesellschaft mußte er wiederholt von dem Könige die verächtlichen Worte hören, daß, wenn ihn, den König, sein Vater auf ähnliche Weise behandelt hätte, er tausendmal davongelaufen wäre; aber dazu gehöre mehr Mut, als der Kronprinz besäße. Wo der König ihm begegnete, drohte er ihm mit aufgehobenem Stocke, und schon versicherte der Kronprinz seiner älteren Schwester, daß er nicht mehreres, als was bisher geschehen sei, mit der schuldigen Ehrerbietung ertragen könne; käme es je zu tätlicher Mißhandlung, so werde er in der Tat sein Heil in der Flucht suchen. Mehrfach und dringend verlangte der König, der Kronprinz solle dem Thronrechte entsagen, damit dasselbe auf den zehn Jahre jüngeren Sohn, August Wilhelm, der sich durchaus fügsam gegen den Vater bewies und von diesem bei jeder Gelegenheit vorgezogen wurde, übergehen könne. Aber der Kronprinz erwiderte, er wolle sich