<445>Friedrich durch seinen Gesandten Achmet Effende bitten lassen, ihm drei der Astrologen zu übersenden, durch deren Gelehrsamkeit der König, wie er meinte, all jene wunderwürdigen Erfolge des Siebenjährigen Krieges erreicht habe; Friedrich aber habe geantwortet: die drei Astrologen wären seine Kenntnis von politischen Dingen, seine Armee und sein Schatz. Die Gesandtschaft blieb den Winter über in der preußischen Residenz und ersetzte den Berlinern einigermaßen den Mangel an Schauspielen und sonstigen Lustbarkeiten, an die man so schnell nach dem verheerenden Kriege noch nicht denken konnte. Als die Türken im nächsten Frühjahr wieder abzogen, hatte sich eine ziemliche Anzahl junger Mädchen eingefunden, die die Reise nach Konstantinopel mitzumachen gedachten und schon auf den türkischen Rüstwagen versteckt waren. Die Polizei aber hatte von diesem Vorhaben Kunde erhalten und wußte die zierlichen Flüchtlinge noch zur rechten Zeit zu fassen.
Indes waren Verhältnisse solcher Art zu wenig genügend, als daß Friedrich nicht hätte einen wichtigeren Bundesgenossen zur Sicherung seiner Macht suchen sollen. Eine Verbindung mit Rußland schien die besten Vorteile zu gewähren, und obgleich man österreichischerseits eifrig dagegen arbeitete, so fand sich doch bald Gelegenheit, eine solche Verbindung zustande zu bringen. Die politischen Verhältnisse Polens gaben dazu den Anlaß. König August III. war im Oktober 1763, sein Sohn zwei Monate nach ihm gestorben, und es blieb nur ein unmündiger Enkel übrig, der an eine so schwierige Bewerbung, wie die polnische Krone damals war, nicht denken konnte. Rußland hatte bisher ein entschiedenes Übergewicht über Polen behauptet und das Land fast wie eine abhängige Provinz behandelt; es schien der Kaiserin höchst wünschenswert, auch fortan diesen Einfluß auszuüben. Polnische Patrioten, welche das allerdings selbst verschuldete Elend ihres Vaterlandes fühlten, wandten sich an Friedrich, daß er ihnen seinen Bruder, den Prinzen Heinrich, der aus dem Siebenjährigen Kriege mit hohem Ruhm zurückgekehrt war, zum Könige gebe, damit ihr Vaterland unter dessen Leitung aufs neue groß und stark werde. Aber Friedrich sah zu wohl ein, welche Folgen ein solcher Schritt für ihn haben könne; er schlug die Bitte ab. Jetzt fand die russische Kaiserin in Friedrich eine gleiche Stimmung rücksichtlich Polens, und schnell, im April 1764, kam das von Friedrich erwünschte Bündnis zustande. Man verbürgte sich gegenseitig den gegenwärtigen Besitz beider Staaten, versprach sich im Kriege eine Unterstützung von 12,000 Mann oder 480,000 Taler Subsidien und machte es in einem geheimen Artikel aus, daß man alle Mittel, selbst Kriegsgewalt anwenden wolle, die Grundverfassung der polnischen Republik, namentlich das unbeschränkt freie Wahlrecht — den wesentlichsten Grund der Anarchie, welche Polen schwach und für