<83>angeworben werden. Seine Schwester, die Gemahlin des Erbprinzen von Bayreuth, befand sich in einer ebenfalls sehr unbehaglichen Lage, indem sie weder in Bayreuth von ihrem Schwiegervater, noch in Berlin von ihrem Vater eine genügende Ausstattung erhalten hatte; seinem alten treuen Lehrer Dühan ging es in seiner Verbannung auch nur kümmerlich; beide liebte er zärtlich, und er betrachtete sich als Schuld der Ungnade, die der König auf sie geworfen hatte. Gern teilte er mit ihnen, was er aufzubringen imstande war. Solche Verhältnisse aber waren dem österreichischen Hofe im allerhöchsten Maße erwünscht; sie gaben Gelegenheit, den Kronprinzen, den ein jeder Tag zum Beherrscher machen konnte, auf eine festere Weise als durch die bisherigen Versuche an die Interessen Österreichs zu knüpfen. Man leistete ihm bedeutende Vorschüsse, die bald den Charakter eines förmlichen Jahrgehalts annahmen; man gewährte dasselbe der Prinzessin von Bayreuth, indem man den Einfluß wohl kannte, den gerade sie auf den Kronprinzen ausübte; man verschaffte Dühan eine kleine Stellung in Wolfenbüttel und sicherte auch ihm eine besondere Pension zu. Mit der äußersten Vorsicht wußte man alles dies zu bewerkstelligen, so daß der König davon keine Kunde erhielt. Friedrich war wohl imstande, die Absicht des österreichischen Hofes zu durchschauen; aber er nahm das an, wozu ihn die Notwendigkeit zwang. Wie wenig ehrlich die österreichische Gesinnung bei solcher Teilnahme war, wie wenig sie wahrhaften Dank verdiente, zeigte sich nur zu bald.
Das Hauptinteresse, durch welches Kaiser Karl VI. in allen seinen politischen Unternehmungen geleitet ward, war jene pragmatische Sanktion, welche das Erbfolgerecht seiner Töchter verbürgen sollte. Die Verbindung mit Preußen war eingeleitet worden, weil Friedrich Wilhelm der Sanktion beizutreten versprochen hatte; mit England hatte man in feindlichem Verhältnisse gestanden, weil man hier Widerspruch fand. Das Verhältnis änderte sich, sowie England der Sanktion beitrat. Nun suchte man dem englischen Hofe gefällig zu sein, und Preußen sollte das Mittel dazu werden. Der König von England hätte noch immer gern eine seiner Töchter zur künftigen Königin von Preußen gemacht; kaum war der Wunsch ausgesprochen, so kehrte sich auch plötzlich die österreichische Politik in Bezug auf Friedrichs Verheiratung um, und so eifrig man bisher an einer Verbindung mit der Prinzessin von Braunschweig gearbeitet hatte, mit ebenso behenden Intrigen suchte man nun das angefangene Werk zugunsten Englands umzustürzen; dabei ward auch anderweitiger Vorteil nicht vergessen, und die Prinzessin Elisabeth Christine, die Nichte der Kaiserin, sollte nun einem englischen Prinzen zuteil werden. Man ging sogar in diesem diplomatischen Eifer so weit, daß man noch am Vorabende von Friedrichs