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ELFTES KAPITEL Der Aufenthalt in Rheinsberg.

In der Zeit der Krankheit des Königs, welche auf die Rhein-Campagne vom Jahre 1734 gefolgt war, rief Friedrich einst mit Tränen in den Augen aus: « Ich möchte gern einen Arm hingeben, um das Leben des Königs um zwanzig Jahre zu verlängern, wollte auch er nur mich nach meiner Neigung leben lassen! » Es bedurfte des Opfers nicht, um endlich eine anmutigere Gestaltung seines Lebens zu erreichen. Der König gewährte ihm fortan vollkommene Freiheit, und es folgte bis zu Friedrichs Thronbesteigung eine Reihe so glückselig heiterer Jahre, wie solche sein späteres Leben, welches viel mehr dem Wohle seines Volkes als dem eignen gewidmet war, nicht wieder gesehen hat.

Rheinsberg, jene anmutige Besitzung in der Nähe von Ruppin, mit welcher der Kronprinz nach seiner Vermählung beschenkt worden war, bildete nun den Mittelpunkt seiner Freuden. Hier wurde seine Hofhaltung fürstlich, aber ohne übertriebenen Glanz, eingerichtet; hier sammelten sich um ihn die Männer, die ihm vor allen wert waren; hier widmete er die Tage, die nicht durch Dienstgeschäfte in Anspruch genommen wurden, dem ungestörten Genusse der Wissenschaften und