<117> versichern, dass wir sie unser Tage nicht anders essen, als uns dabei erinnernde der unterthänigsten Dankbarkeit, so wir Ihm darfür schuldig sind.

Gestern bin ich nach Mirowa gewesen. Um meinem allergnädigsten Vater eine Idee von dem Ort zu geben, so kann ich die Stadt zum Höchsten mit Grossen-Kreutz vergleichen; das einzige Haus drinnen, das man ein Haus nennen kann, ist nicht so gut, als das Priesterhaus dorten. Ich ging alsofort nach dem Schloss, welches ohngefähr wie das Gartenhaus in Bornim ist; rings herum aber ist ein Wall, und ein alter Thurm, der schon ziemlich verfallen ist, dienet dem Hause zum Thorweg. Wie ich an die Brücke kam, so fand ich einen alten Strumpfstricker, als einen Grenadier verkleidet, mit der Mütze, Tasche, und das Gewehr bei sich stehen, um ihn desto weniger an seiner Arbeit zu hindern. Als ich herankam, so frug er wor ich her käme und wor ich hin wollte, worauf ich ihm antwortete, ich käme vom Posthause und ginge über die Brücke, worauf der Grenadier ganz entzürnet nach dem Thurm lief, worselbsten er eine Thüre aufmachte und den Corporal herausrief. Dieser war aber eben aus dem Bette aufgestanden und hatte aus grosser Eile sich nicht die Zeit genommen, sich weder die Schuhe anzuziehen, noch sich die Hosen zuzumachen, und frug uns ganz verstöret, wor wir hin wollten und wie wir der Schildwache begegnet hätten. Ohne ihm aber einmal zu antworten, gingen wir unsere Wege nach dem Schlosse zu. Dieses hätte ich mein Tage für kein Schloss angesehen, wenn nicht zwei Laternen vorne an der Thüre wären gepflanzet gewesen, und dass nicht zwei Kraniche Schildwache darvor gestanden hätten. Ich kam ans Haus heran, und nachdem ich wohl eine halbe


a Mirow war die Residenz des Herzogs Carl Ludwig Friedrich von Mecklenburg-Strelitz. eines Stiefbruders des regierenden Herzogs Adolph Friedrichs III., geboren den 23. Februar 1708 und vermählt den 15. Februar 1735 mit der Prinzessin Albertine Elisabeth, Tochter des Herzogs Ernst Friedrich von Hildburghausen. Er starb den 4. Juni 1752.