35. AN DENSELBEN.
(1754 oder 1755.)
Ich habe gestern das Buch gekriegt, worfür ich danke.
Nun kommt bald wieder die schlimme Zeit heran; so nimm Dich nur gut in Acht. Glaube doch nicht so leichte, ich bitte Dich, dass ein oder ander Charlatan Dir helfen wird. Keiner würde es lieber sehen, als ich allein. Bis Dato hat die Erfahrung gelehret, dass es mit dergleichen Curen immer schlecht abgelaufen ist; also bitte ich Dich, bleibe nur bei unserer Doctorei. Du hast nicht so viel Gesundheit übrig, dass was auf das Spiel zu setzen ist; und giebt Dir so ein idioter Kerl hitzige Medicin, so schmeisst er Dich so über den Haufen, dass weder Hülfe noch Rettung übrig bleibet. Du musst Dir selber nicht gut sein, dass Du solche Proben mit Deinem Körper vornehmen willst. Lasse uns doch noch ein paar Monate walten, und dann, wenn Du was hazardiren willst, so thue was Du willst; allein jetzunder geht es auf Tod und Leben. Glaube mir, ich verstehe mehr von Anatomie und Medicin, wie Du, Alter; Deine Krankheit lässet sich nicht zwingen, sie ist compliciret, und gehöret ein habiler Doctor darzu, die Mittel so einzurichten, dass was das eine helfen soll, das andere nicht schadet. Es thut mir leid, dass man Dir nicht gleich helfen kann; allein wie hast Du nicht mit Deinem Körper Haus gehalten! Allerhand Medicin, die meisten schädlich, eingenommen; alle acht Tage andere Doctors, zuletzt den Duvergé, der die Karre gar in Dreck geschoben, also dass mich noch wundert, dass Du am Leben bist. Ohnmögliche Dinge muss man nicht prätendiren; also ist hier nichts anders zu thun, wenn man der Vernunft folgen will, als das Geblüte zu versüssen, der Materie ihren Lauf zu lassen, keine treibende Mittel zu nehmen, dem Fieber zu