127. VON DEM KÖNIGE FRIEDRICH WILHELM I.
Potsdam, den 26. Mai 1740.
Mein geliebter Sohn,
Ich habe Euer Schreiben vom 24. dieses wohl erhalten, daraus Euer herzliches Mitleid mit Meinen elenden Umständen, auch Eure löbliche Entschliessung, in allen Stücken Meinem väterlichen Rathe zu folgen, ersehen. Ich bin sehr davon attendriret und habe nicht den geringsten Zweifel an dem Effect Eures Versprechens und Eurer guten Sentiments, wenn Gott über Mein Leben gebieten sollte, wie es das Ansehen hat. Dass Ihr gegen Pfingsten anhero kommen wollet,3_137-b<138> solches ist Mir sehr lieb, und wird Mir ein rechtes Vergnügen sein Euch, so Gott will, noch zu embrassiren.
Die Nachrichten von dem Lande sind zwar noch schlecht; weil aber nun das warme Frühlingswetter eintritt und das Vieh genugsam Gras kriegen wird, so hoffe, es werde noch erträglich sein.
Ich bin mit treuer Liebe,
Mein geliebter Sohn,
Euer sehr wohl affectionirter
und getreuer Vater,
Fr. Wilhelm.
3_137-b Friedrich kam schon Freitag, den 27. Mai, Abends, von Rheinsberg in Potsdam bei dem Könige an, welcher den 31. Nachmittags halb vier Uhr starb. Siehe Band XXII., S. 13 und 14, Nr. 130, und Band XXVI., S. 14, Nr. 15.
Der Pfingstsonntag fiel im Jahre 1740 auf den 5. Juni.