Œuvres militaires
Drucke vor Preuss
"Unter den zahlreichen kriegswissenschaftlichen Schriften Friedrichs des Grossen sind die "Generalprincipien" [...] unbedingt am wichtigsten und intéressantesten. Das Staatsarchiv besitzt drei Handschriften davon; nämlich zwei von der Hand des königlichen Autors, in französischer Sprache abgefasst, und eine offizielle deutsche Uebersetzung. Das erste Original-Manuscript ist "Instruction pour les généraux qui auront à commander des détachements, des ailes, des secondes lignes et des armées prussiennes" betitelt und kann nicht vor dem Jahre 1746 verfasst worden sein, weil alle darin befindlichen Beispiele dem zweiten schlesischen Kriege angehören, und die Schlachten bei Hohenfriedberg, Soor und Kesselsdorf erwähnt werden; einen anderen, keinen Zweifel zulassenden Beweis dafür finden wir in dem "Politischen Testament" Friedrichs vom 7. November 1768, welches in dem kgl. Hausarchive aufbewahrt wird. Friedrich sagt darin: 'Ich füge diesem Werke die Instructionen an meine Generale bei. Man darf sich nicht wundern, wenn man zwischen dem, was ich hier schreibe, und diesen Instructionen einige Widersprüche finden sollte. Der Grund liegt darin, dass ich diese Instructionen erst nach dem Frieden von 1746 entworfen habe, und der Feind in den früheren Kriegen weder sein Terrain kannte, noch etwas von Taktik verstand, und dass ferner seine Artillerie ganz erbärmlich, und seine Infanterie ebenso elend war." Man erkennt darin ganz deutlich den ersten Entwurf zu unseren "Generalprincipien'.
Die zweite Originalabfassung, ebenfalls ganz von der Hand des Königs, befindet sich im kgl. Hausarchive und trägt den Titel: 'Les Principes généraux de la guerre, appliqués à la tactique et à la discipline des troupes prussiennes.' Es ist dasselbe Werk, nur neu durchgesehen und verbessert, enthält einunddreissig Artikel, zehn von fremder Hand ausgeführte colorirte Pläne, und besteht aus sechs Heften, wovon jedes einen Separattitel trägt. Das erste führt den Titel: 'Les Principes généraux de la guerre, appliqués à la tactique, etc.'; die vier anderen: 'Réflexions et maximes militaires'.
Der Prinz von Preussen, dem der König sein Werk widmete, war auch der Einzige, dem er Einsicht in das Manuscript gestattete, welches er über vier Jahre zurückhielt. In Bezug auf diesen Umstand spricht sich der königliche Autor in seinem "Politischen Testament" vom 27. August 1752 so aus: 'Ich hielt es für zweckmässig, in diesem Politischen Testamente eine auf die Taktik und die Evolutionen der preussischen Truppen gegründete Abhandlung über die Kriegskunst beizufügen. Ich habe dieses Werk schon vor vier Jahren verfasst, aber aus Furcht, eine Indiscretion zu begehen, Niemand übergeben wollen. Ich füge es hier dieser Schrift, die ich soeben beendigt, bei, damit Alles, was die Regierung dieses Staates betrifft, es beziehe sich auf Frieden oder Krieg, beisammen sei.' Als aber bald darauf sichere Vorzeichen den König den Ausbruch eines neuen Krieges (des siebenjährigen) erkennen Hessen, da befahl er für seine Generale eine Uebersetzung der 'Principien' ins Deutsche, die er unter dem Titel: 'Die General-Principia vom Kriege, applicirt auf die Tactique und auf die Disciplin derer preussischen Truppen, 1753', drucken liess. Diese von einem geheimen Cabinetssecretär des Königs gemachte Uebersetzung ist für ihre Zeit recht gut zu nennen, und finden wir manche Fehler und Irrthümer, besonders in Bezug auf die Ortsnamen, welche sich in dem französischen Original befinden, darin verbessert; auch enthält dieselbe einige wesentliche Erweiterungen und Zusätze.
Friedrich betrachtete sein Werk als für sämmtliche Generale der preussischen Armee geschrieben, und übergab die "General-Principia" durch eine Cabinets-Ordre vom 30. Januar 1753 dem Feldmarschall von Schwerin, "damit er sich den Inhalt dieser Schrift genau einpräge." Alle Exemplare derselben, welche vertheilt worden sind, enthalten eine handschriftliche Vorrede vom 23. Januar 1753, in welcher die strengste Geheimhaltung empfohlen wird, und blieb dieses Werk auch dem Publikum längere Zeit unbekannt, bis zur Gefangennehmung des General-Majors von Czettritz durch die Oesterreicher bei Cossdorf an der Elbe am 20. Februar 1760, wo ein sich unter der Bagage des Generals befindliches Exemplar desselben dem Feinde in die Hände fiel. Bald darauf (1761) erschien ein fehlerhafter Abdruck) des Werkes im Auslande, und fast gleichzeitig eine französische Uebersetzung davon. Letztere rührt von einem sächsischen Oberst-Lieutenant von Fäsch her und wurde im Jahre 1762 wieder ins Deutsche übertragen. Im Jahre 1794 gab der General von Scharnhorst eine Bearbeitung der "General-Principia" in seinem Werke: "Unterricht des Königs von Preußen XVII|XVIII an die Generale seiner Armee" heraus, welche in dem 1819 zu Leipzig erschienenen: "Unterricht Friedrich's für die Generale seiner Armee, nebst den von dem Könige späterhin gegebenen Instructionen, neu herausgegeben und mit Anmerkungen in Bezug auf die neuesten Veränderungen der Kriegführung versehen von einigen deutschen Officieren" aufgenommen wurde. Friedrich, welcher sich wenig um die verschiedenen Nachdrucke und Nachbildungen seiner "General-Principia" bekümmerte, schickte dieselben sogar noch nach dem siebenjährigen Kriege mit der "Weisung der strengsten Verschwiegenheit an seine Generale. So am 20. December 1770 an den General-Major von Krusemark, General-Inspector der Cavallerie in Brandenburg, für alle Generale seiner Inspection. Das französische Original-Manuscript von 1748 behielt er zurück; nach dem Tode des grossen Königs aber gerieth dasselbe in Vergessenheit, und zwar bis zum Jahre 1856, in welchem die "Generalprincipien" durch die auf Anregung Friedrich Wilhelm's IV. und unter Leitung der Berliner Academie von J. D. E. Preuss besorgte Ausgabe der Werke Friedrich's des Grossen zur Kenntniss des Publikums gelangten." (Heinrich Merkens in seiner Einleitung zu den "Ausgewählten Kriegswissenschaftlichen Schriften Friedrichs des Großen" [Jena: Hermann Costenoble, 1876], S. XV-XVIII).
Vgl. Leithäuser Nr. 609 und Droysen Nr. 50 sowie [Johann Jacob Wippel]: Volständige Gelehrtengeschichte des Weltweisen auf dem Thron, Zweiter Theil, Frankfurt und Leipzig, 1764, S. 295-311. Ausführliche Auszüge aus der Handschrift des französischen Textes sind auf der dem SPIEGEL-Heft 45/11 vom 07. 11. 2011 beigelegten DVD "Friedrich der Große - Feldherr, Schöngeist, Philosoph" wiedergegeben.
Drucke nach Preuss
Eine auf dem deutschen Erstdruck von 1753 beruhende kommentierte Ausgabe des Textes findet sich unter dem Titel "General-Prinzipien vom Kriege" in den von Adalbert von Taysen hrsg. "Militärischen Schriften" Friedrichs des Grossen (Dresden : Höckner, 1891 [Militärische Klassiker des In- und Auslandes ; 10]).
Übersetzungen
Die 31 Artikel, die in der Preußchen Ausgabe den 1. Teil der Miltärischen Schriften bilden, wurden 1876 von Heinrich Merkens (1836-1902) in den "Ausgewählten Kriegswissenschaftlichen Schriften Friedrichs des Großen" (Jena: Hermann Costenoble, 1876) in einer kommentierten Neuübersetzung unter der Überschrift "Generalprincipien des Krieges in Anwendung auf die Taktik und auf die Disciplin der preußischen Truppen" (S. 1-121) veröffentlicht.
Weitere Literatur
Homme de lettres - Federic, der König am Schreibtisch. Katalog zur Ausstellung "Homme de Lettres - Federic. Der König am Schreibtisch" des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz und der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Berlin, Kunstbibliothek, 6. Juli bis 30. September 2012]. Hrsg. von Frank Althoff und Eef Overgaauw. Berlin : Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, 2012, S. 154-155 (Nr. 7.7. - 7.8)
Die Bücher des Königs: Friedrich der Grosse - Schriftsteller und Liebhaber von Büchern und Bibliotheken. Eine Ausstellung der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Kurator Wolfgang J. Kaiser. Berlin: Edition Kaiser, 2012, S. 136-143.