2. AN DENSELBEN.
Ruppin, den 21. October 1733.
Mein lieber Bruder,
Ich habe mit dem grössten Leidwesen von der Welt durch Grützmacher erfahren das Unglück, das Dich getroffen, und bin so bestürzt darüber, dass nicht weiss, was dazu sagen soll. Du kannst versichert sein, dass mein Tage nicht vergessen werde, was ein <8>Freund gegen einen anderen und ein Bruder gegen den anderen schuldig ist. Ich bin aber von der Sache nicht informiret, dass also nicht weiss, wie sie aneinander hängt; also kann auch nicht wissen, wie sie der König aufgenommen hat. Was Dir aber aus aufrichtigem Herzen zu rathen ist, wäre, wenn die Sache verhört wird, jederzeit die reine Wahrheit, ohne nichts zu verhalten, zu sagen, indem durch geringe Excusen die Sachen immer schlimmer gemacht werden, und den König auf's demüthigste gebeten und auf das allersubmisseste, Dir Deine Fehler zu verzeihen. Ich bin gewiss versichert, dass Du es nicht werdest aus Malice gethan haben, und solches dem Könige geschrieben, ihm dabei vorgestellt, dass Du diese und noch mehr Strafen werth wärest, aber bätest den König ganz submisse, aus besonderer Clemence Dir dieses nicht so schlimm zuzurechnen, ja, Du unterwürfest Dich aller Strafe, wenn er Dir nur nicht möchte ungnädig werden. Indessen beklage vom Grunde meiner Seele das Unglück, wo Du drein gerathen, und versichere Dir, dass wie ein ehrlicher Kerl gegen Dich mich verhalten werde, so dass Du jederzeit mich für meines lieben Bruders ganz ergebensten Freund, Bruder und Diener wirst erkennen.
FRIDERICH.