<19>Fatiguen, die da sein können, gerne ausstehet. Du aber hast in allen Stücken gegen Mich einen Abscheu davor gezeiget, und wenn es auf Jagden, Reisen und andere Occasionen angekommen, hast Du allezeit gesuchet, Dich zu schonen, und lieber ein französisches Buch, des bons mots oder ein Komödien-Buch, oder das Flötenspiel gesuchet, als den Dienst oder Fatiguen. Du hast ferner eine Compagnie gehabt,a die gewiss schön, gut und tüchtig war, und doch habet Ihr Euch gar nicht darum bekümmert, daher Ich glaube, wenn Ich Dich ja wieder zum Soldaten machte, dass es Dir doch nicht von Herzen gehen werde. Aber, was gilt es, wenn Ich Dir recht Dein Herz kitzelte, wenn Ich aus Paris einen maître de flûte mit etlichen zwölf Pfeifen und Musique-Büchern, imgleichen eine ganze Bande Komödianten und ein grosses Orchester kommen liesse, wenn Ich lauter Franzosen und Französinnen, auch ein paar Dutzend Tanzmeister nebst einem Dutzend petits-maîtres verschriebe, und ein grosses Theater bauen liesse, so würde Dir dieses gewiss besser gefallen, als eine Compagnie Grenadiers; denn die Grenadiers sind doch, nach Deiner Meinung, nur Canailles, aber ein petit-maître, ein Französchen, ein bon mot, ein Musiquechen und Komödiantchen, das scheinet was Nobleres, das ist was Königliches, das ist digne d'un prince. Dieses sind Deine Sentiments, wenn Du Dich recht prüfen willst; zum wenigsten ist Dir dieses von Jugend auf von Schelmen und Huren eingeflösset worden, und hast Du diese Sentiments gehabt bis in Cüstrin. Nun weiss Ich nicht, wie Deine itzigen Inclinationes sind, also Ich auch Deine weitere Aufführung sehen muss, ob es Dein aufrichtiger Ernst sei, Dich mehr und mehr zur Wirthschaft zu appliciren, und Mir, Deinem Vater und Herrn, Deinen kindlichen und unterthänigen Gehorsam zu erzeigen, höflich und obligeant gegen alle Leute zu sein und eine veritable Ambition zu haben. Denn die Ambition, die moderiret ist, ist recht und löblich, hingegen die Hoffart stinkend, und ist gegen Gottes Willen und ein Abscheu der Menschen. Also werde Ich erst zusehen, ob Du ein guter Wirth werden wirst, und ob Du mit Deinem eigenen Gelde nicht mehr so liederlich umgehen wirst, als Du vordem gethan; denn ein Soldat, der kein Wirth ist, und mit dem Gelde nicht
a Siehe oben, Seite 6.