<XXX>Wenn dieser reiche Schatz, welcher den grossen König in seinen rein menschlichen Verhältnissen zeigt, oftmals an die amtliche Thätigkeit des Monarchen streift, so dürfte eine vollständige Sammlung seiner diplomatischen, militärischen und administrativen Briefe, d. h. aller officiellen Aeusserungen seiner Regentensorgen, sehr oft die schönsten Offenbarungen rein menschlicher Gefühle enthalten, so dass die freundschaftlichen und die verwandtschaftlichen Briefe mit den amtlichen Briefen verbunden erst den Gesammtcharacter des grossen Friedrich, als Menschen und als Königs, in diesem Bereiche geben, und den Reichthum seines Geistes, die Fülle seines Herzens und die unerschütterliche Ausdauer seiner patriotischen Thätigkeit in Krieg und Frieden, das schönste Lob der Monarchie, zur klarsten Anschauung bringen würden.

Auch Friedrichs musikalische Compositionen, welchen noch nie die gebührende kritische Würdigung gewidmet worden, ja welche lange Zeit selbst wie verloren waren, sind als zuverlässige Offenbarungen seines Geistes und Herzens zu betrachten. Ein Anfang, diese psychologischen Quellen für den historischen Genuss wieder aufzufinden, wurde gemacht, als unsere Biographie des grossen Königs auf seine gesammten Schriftwerke die Aufmerksamkeit lenkte und der bekannte Musikgelehrte Georg Pölchau davon Anlass nahm, seinen nachgelassenen musikalischen Arbeiten nachzuspüren. Derselbe bekam durch die hohe Vermittelung Seiner jetzt regierenden Majestät, im Frühjahr 1835, die besondere Vergünstigung, die musikalischen Compositionen des seltenen Fürsten aufzusuchen, und es glückte dem unermüdlichen Forscher, in dem Potsdamer Schlosse und in dem Neuen Palais ein hundert und zwanzig Compositionen (Concerte, Flötensolos mit dem Basse, etc.) wieder aufzufinden, ein Schatz, in welchem sich die eigenthümlichen Gefühle und Ideen leicht entdecken lassen, wie sie in den poetischen und prosaischen Schriftwerken und in den Briefen ausgesprochen sind.a


a Siehe unsere Anzeige des Pölchauschen Fundes in der Allgemeinen Preussischen Staats-Zeitung, Berlin, 1835, den 12. Mai, S. 541, und Friedrich der Grosse als Schriftsteller, von J. D. E. Preuss, Berlin, 1837, S. 302-306. Ein beschreibender Katalog des oben genannten Musikalien-Schatzes ist uns nicht bekannt.