18. AN DEN KÖNIG FRIEDRICH WILHELM I.
Cüstrin, den 18. August 1731.
Allergnädigster König und Vater,
Ich danke Gott tausendmal, der das Herz meines allergnädigsten Vaters also gegen mich gelenket, dass Sie mir meine so schwer begangenen Fehler in Gnaden verziehen haben. Hätte ich nicht die Erkenntniss einer solchen unverdienten Gnade, so wäre ich nicht werth, ein Mensch zu heissen; und, um meinem allergnädigsten Vater zu weisen, wie Sie mir mein Herz solchergestalt gewonnen haben, dass ich ohnmöglich etwas Verschwiegenes oder Geheimes vor Ihnen haben könnte, so muss ich Ihnen sagen, dass Sie mir mehr Gnade, als Sie wohl meinen, gethan, ja ich muss mit Reue und Scham gestehen, dass ich viel schuldiger, als Sie mich wissen, gewesen bin, und mich sehr stark gegen Sie <16>vergangen. In Hoffnung, dass mein allergnädigster Vater mir dieses auch vergeben wird, so muss ich bekennen, dass in der Zeit, als meine ersten Schulden auskamen und Sie mir von der Heirath meiner Schwester mit dem Herzog von Weissenfels sprachen, ich alsofort in Potsdam einen Brief an die Königin von England schrieb, und ihr darin versprach, dass, woferne sie die Heirath des Prinzen Wales mit meiner Schwester beschleunigen wolle, ich eine von ihren Prinzessinnen nehmen wollte;3_17-a hierauf kriegte zur Antwort, dass sie ausser dem Parlamente nichts thun könnte. Nachgehends kam Hotham nach Berlin,3_17-b der mir einmal auf der Parforce-Jagd versicherte, er käme einstens und alleine um meines Briefes willen nach Berlin. Mein allergnädigster Vater wissen, wo die Sachen weiter gegangen sind, also dass ich nicht nöthig habe, weiter zu erzählen. Ich bitte Sie um der Wunden Christi willen, mir dieses auch noch zu verzeihen, und schwöre Ihnen, dass ich mein Tage, weder an eine englische Prinzessin, noch an dergleichen Intriguen nimmer mehr gedenken will, und durch meine ganze Submission, meinen völligen Gehorsam und aufrichtigste Treue in allen Stücken meine so übel gehabte Conduite zu repariren suchen will. Dürfte ich mir wohl, nach einem Bekenntniss eines solchen Gebrechens und nach so vielen unverdienten Gnaden, so Sie mir erzeigen, nur die eine ausbitten, wieder Soldat zu werden? Machen Sie mich zu was in der Welt Sie wollen, ich werde mit Allem zufrieden und vergnüget sein, wenn es nur Soldat ist. Sein Sie so gnädig und glauben mir, dass es aus purer Inclination ist, und wo Sie mir die Gnade thun, meine Bitte zu erhören, so werden mein allergnädigster Vater sehen, ob es aus dem Herzen, oder nicht, gehet, und wo Sie es nicht also finden, als ich es sage, so strafen Sie mich, wie Sie nur wollen. Woferne ich vor Diesem nicht so Lust darzu gehabt habe, als ich es gesollt, so habe ich sie jetzunder, daher, weil man das Gute niemalen besser erkennet, als wenn man das Uebel gehabt hat. Ich überlasse mich ganz und gar meines allergnädigsten Vaters Disposition; Sie werden am Besten wissen, was <17>mir gut ist. Indessen bitte ich Sie unterthänigst, versichert zu sein, dass ich mit unterthänigstem Respect und immerwährender Dankbarkeit und kindlicher Submission verbleibe meines allergnädigsten Königs und Vaters
ganz getreu gehorsamster Diener und Sohn,
Friderich.
P. S. Sie werden wohl so gnädig sein und erlauben, dass ich meiner Frau Mutter von Dero gegen mich gehabten Gnade durch einen Brief unterthänigst melde.3_18-a
3_17-a Siehe die Mémoires de la margrave de Baireuth, Band I., S. 167 und 168.
3_17-b Nach demselben Werke, Band I., S. 194, kam der Ritter Hotham den 2. Mai 1730 in Berlin an.
3_18-a Das Autograph dieses Briefes ist zerrissen und wird in Stücken aufbewahrt.