316. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST ZU ANHALT-DESSAU IN BERLIN.
Schweidnitz, 20. März 1741.
Ich habe Ihre Durchlaucht bei jetzigen importanten Conjoncturen meine Meinung eröffnen wollen, damit Sie bei Zeiten Ihre Mesuren darnach nehmen können. Erstlich habe Ordre gestellet an die beiden Dragonerregimenter und an die Husaren sich marschfertig zu machen, um auf der ersten Ordre zu Ihr Durchlaucht Ihrem Corps zu stossen, und ohngeachtet die Regimenter durch die Augmentation halb neu seind, so muss man dagegen rechnen, dass die feindliche Truppen nicht besser seind. Preussen mit so wenig Cavallerie gegen einen ordentlichen Feind zu besetzen, ist viel zu wenig. Also glaube dass wohr Russland bricht, kein ander Mittel vor das erste ist, als es platt zu abandonniren, und je ehr je lieber eine Querelle d'Allemands an die Sachsen zu suchen und die zu stürzen, ehe die Hannoveraner ins Feld kommen können. Von meine Seiten, so meine, dass ich suchen will, wohr die Oesterreicher aus denen Bergen kommen, sie sogleich auf den Hals gehen und sie schlagen, und dar von Seiten Baiern eine Diversion ganz gewisse geschehen wird, so muss man sehen, ob sie dorten hin was von dem mährischen Corps detachiren werden, in welchem Fall oder dem andren ich von Seiten Schlesien und Lausnitz mit einem nach denen Conjoncturen starken Corps auch eindringen wollte, um das Garaus dorten geschwinder zu machen, und mir nachgehends mit Ihnen conjongiren, umb uns nachgehends zu wenden, wohr es die Noth erfordert.
<212>Wegen des Tresores, solchen nach Magdeburg zu transportiren, hielte vor nöthig; nur muss die Sache bis zur Execution sehr secretiret werden, darmit es keinen Schreck unter das berlinische Volk bringe.
Was mir hier anlanget, so habe Schwerin Ordre gegeben, sich mit seinem Corps bis zur Neisse zu repliiren, dieweil ich selber vor nöthig halte, dass sich nachgerade mein Corps zusammenziehe. Also hoffe in acht Tage ganz zusammen zu sein, bis auf die zwei letzten Cavallerieregimenter.
Hierbei überkommen die Zeitungen. Ich bin mit vieler Estime Ew. Durchlaucht sehr wohl affectionnirter Freund und Vetter
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Archiv zu Zerbst. Eigenhändig.