333. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU IM LAGER BEI GÖTTIN.

Hauptquartier Ohlau, 12. April 1741.

Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter. Nachdem Ich Ew. Liebden bereits von dem vorgestern erhaltenen schweren, doch <222>glücklichem Treffen und Siege wider die kaiserliche Armée benachrichtiget,222-1 so melde noch hierdurch, dass der Feind sich nach der Gegend von Neisse retiriret, und muss man abwarten, was er weiter anfangen werde. Indessen wollen Ew. Liebden Mir Dero Meinung eröffnen, ob Sie glauben, dass die Sachsen durch dieses Événement von ihrem Dessein abgeschrecket, oder vielleicht noch mehr dazu poussiret werden möchten. Wir werden gegen dieselben noch laviren müssen, bis zur Ankunft des Hyndford, um zu penetriren, was Engelland im Schilde führet; wird er gute und acceptable Propositiones bringen, so ist es gut und wird man gegen jene Nachbarn piano gehen müssen; sollte aber das Gegentheil sein und er sich hautain bezeugen, und Ich daraus sehen, dass Engelland in Ernst wider Mich mit Meinen Feinden in Concert stehe, so wird das beste sein, das Praevenire zu spielen und auf Sachsen loszubrechen, ehe es sich mit denen Hannoveranern conjungiren könne. Ich erwarte also über alles Ew. Liebden Sentiment zu vernehmen, weil Ich versichert bin, dass solches allemal Meinem wahren Interesse conform sei; Ich bin dagegen mit treuer Amitié Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Ob ich gleich Sachsen ganz nicht traue, so werde Ich doch nichts praecipitiren, sondern noch etwas Meine Absichten, und dass Ich von denen Intriguen wisse, dissimuliren.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Archiv zu Zerbst.



222-1 D. d. Ohlau, 11. April. Siehe Orlich, Gesch. der schles. Kriege I, 324.