7793. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.
Potsdam, 1. August 1756.
Ich bin von Sr. Königl. Majestät bereits ehegestern befehliget worden, an Ew. Excellenz wegen einer Sache zu schreiben, worüber Dieselbe von Sr. Königl. Majestät wegen mit dem englischen Gesandten, dem Herrn Mitchell, sprechen möchten, welches aber gestern zu melden mir unmöglich gewesen. Es betrifft solche einen gewissen in englischen Diensten sonst stehenden, aber sich jetzo mit seiner Familie zu Danzig aufhaltenden Officier, den Capitän Lambert,160-1 welcher ohnlängst in Gesellschaft eines englischen Cavaliers eine Reise nach Russland gethan, bei seiner Retour aber und als er über Königsberg passiret, dem Generalfeldmarschall von Lehwaldt verschiedene Nachrichten von denen russischen Truppen und anderen dasigen Umständen gegeben hat, dass derselbe vermeinet, wie es die sichersten und zuverlässigsten wären, so er zeither von dort erhalten können, und die sonst überhaupt sehr schwer von daher zu erhalten stünden. Des Feldmarschall Excellenz haben also des Königs Majestät den Vorschlag gethan,160-2 ob dieser Mann nicht zu engagiren sei, noch einige dergleichen Reisen dahin, und zwar als ein englischer Courier, mit Pässen von M. Mitchell versehen und zugleich Briefe von gar keiner Conséquence bei sich habend, zu thun und bei solcher Occasion dasjenige, alles dorten zu observiren, worüber ihn der Feldmarschall instruiren würde, auch demselben bei seiner Retour davon Rapport zu erstatten. Um Ew. Excellenz nicht mit einer gar zu weitläuftigen Erzählung aller Umstände und derer Vorschläge des Feldmarschall zu incommodiren und Dieselbe dennoch von dem ganzen Zusammenhang au fait zu setzen, nehme mir die Freiheit, jedoch nur vor mich und im Vertrauen, in Original beizulegen, was mehrgedachter Generalfeldmarschall an des Königs Majestät geschrieben hat, welches aber mir ohnvorgreiflich morgen früh ganz gehorsamst zurück erbitte.
Wie nun des Königs Majestät bereits an den Residenten Reimer nach Danzig schreiben lassen,160-3 mit dem Capitän Lambert zu sprechen, ob er dergleichen Courierreisen gegen eine jährliche Pension von 600 Thaler und 320 Thaler Unkosten vor jede Reise übernehmen wolle,<161> mithin es nunmehr nur noch mit auf die Pässe und Briefe von M. Mitchell ankommen wird, so ist Sr. Königl. Majestät Intention, dass Ew. Excellenz nurgedachten Herrn Mitchell im Vertrauen darüber sondiren und sprechen möchten, ob er die Gefälligkeit haben und durch Ertheilung derer desiderirten Pässe und Schreiben dieser Sr. Königl. Majestät ganz interessanten Sache, um recht sichere und zuverlässige Nachrichten von denen russischen Krieges-Préparatoires, und in welcher Situation solche in Liv- und Esthland stehen, haben zu können, die Hand bieten wolle. Welches ich dann von Sr. Königl. Majestät wegen Ew. Excellenz melden sollen, und überlasse ich übrigens Ew. Excellenz, ob Dieselbe nicht geruhen wollen, hiernächst von der darauf geschehenen Erklärung des Herrn Mitchell an Se. Königl. Majestät immediate den Bericht darüber zu adressiren.
Eichel.
Nach der Ausfertigung.
160-1 Vergl. S. 141.
160-2 Bericht Lehwaldt's, Königsberg 29. Juli.
160-3 Vergl. Nr. 7773.