7867. AN DAS DEPARTEMENT DER AUSWÄRTIGEN AFFAIREN.
Podewils und Finckenstein berichten, Berlin 16. August: „Votre Majesté Se sera peut-être déjà fait faire rapport du contenu du rescrit ci-joint que la cour de Vienne a fait adresser depuis peu à ses ministres à Ratisbonne,234-1 et par lequel il leur est enjoint d'y déclarer que c'étaient uniquement les arrangements innocents de Votre Majesté qui avaient engagé et forcé, pour ainsi dire, l'Impératrice-Reine aux grands préparatifs de guerre qu'elle fait faire actuellement, et de faire en même temps des protestations qu'il n'y avait point d'article secret attaché au traité de Versailles, tout récemment conclu, qui regardât la religion. Comme nous avons cru qu'il serait indispensablement nécessaire que le sieur de Plotho, indépendamment des ordres qui lui ont déjà été adressés sur cette matière, fût encore instruit de faire sentir aux ministres des princes de l'Empire, assemblés à la Diète, le venin de ces malicieuses insinuations par un rescrit ostensible,234-2 nous l'avons fait expédier et nous avons l'honneur de le présenter cijoint à l'approbation et à la signature de Votre Majesté.“ | Potsdam, 18. August 1756. Sie müssen solches auch an die übrigen Orte rescribiren und sehr attent darauf sein, um, sobald dergleichen von dem wienerschen Hofe nur zum Vorschein kommet, sogleich und ohne einmal von Mir Ordre zu erwarten, sogleich mit Solidité und énergiquement darauf zu antworten, auch darunter die Leute von der Kanzelei nicht schonen, indem es Mir gar nicht gleichgiltig ist, wenn dem Publico durch die Illusiones, so der wienersche Hof solchem machet und darunter weder Fleiss noch Arbeit sparet, imponiret und solches gegen Mich durch allerhand im Grunde ganz verkehrt vorgestellete und calomnieuse Sachen [so ihm] insinuiret werden, gegen Mich präveniret wird. Es ist bekannt, dass Ich an keinen Lärm mit den Oesterreichern ge- |
dacht habe, bevor Ich nicht im Monate Junio gehöret,235-1 dass der wienersche Hof anfinge in Mähren und Böhmen allerhand bedenkliche Krieges-Préparatoires zu machen; als darauf auch selbst durch einen englischen Courrier die Nachricht einlief,235-2 dass die russische Völker in starker Bewegung in Livland wären, habe Ich einige wenige Regimenter nach Pommern marschiren lassen und, sowie nachher die russische Truppen Halt gemachet, habe Ich auch die in Pommern, wo sie noch stehen, Halte machen lassen. Da inzwischen die Oesterreicher mehr und mehr in Böhmen und Mähren remuiret, so habe Ich zwar Meine Festungen in Schlesien in Defensionsstande wider Surprisen setzen,235-3 aber nicht einen Mann aus seiner Garnison rühren lassen, wie denn auch bis diese Stunde nichts dahin marschiret, noch etwas aus seiner Garnison marschiret und einiges Lager oder Campement formiret worden ist, obschon die Oesterreicher starke Lagers in Böhmen zu formiren anfangen und die Regimenter campiren lassen, auch an Meinen Grenzen Cordons ziehen,235-4 als wenn es schon wirklich Krieg wäre. Als die Oesterreicher zuforderst angefangen, Truppen aus Ungarn nach Mähren und Böhmen marschiren zu lassen, habe Ich die westphälische Regimenter an Mich gezogen.235-5 Der Prätext, dass Ich den Anfang mit Detachirung einiger Regimenter nach Hinterpommern gemacht, ist in Absicht auf den wienerschen Hofe ridicul, und können Regimenter, die Ich nach Pommern marschiren lasse,235-6 dem wienerschen Hofe so wenig Verdacht und Appréhension geben, als Ich haben würde, wann sie ihres Ortes dergleichen nach Toscane schickten. Bis hieher ist kein Mann nach Schlesien marschiret, noch auf denen österreichischen Grenzen einiges Mouvement geschehen; da Ich aber sehe, dass, dem allen und Meinen durch den Klinggräffen gethanen amiablen Propositionen235-7 ohnerachtet, der wienersche Hof ohne Discontinuation fortfähret, seine Armements in Böhmen und Mähren, einen Weg wie den andern, mit dem grössesten Empressement zu poussiren, Lagers zu formiren, die Truppen in marschfertigen Stande zu setzen, solche von Tag in Tag zu verstärken und aus seinen innersten Provincien kommen zu lassen, so muss Ich gegen solche Veranstaltungen auch Meine serieuse Mesures nehmen, um Mich nicht in Meinen eigenen [Provinzen] präveniren und écrasiren zu lassen. Die Königin von Hungern hat den Krieg und Frieden in Händen; seind ihre vorgegebene friedliebende Intentiones richtig und pur, so darf sie Mir nur diejenige Declaration, aber klar und reine, thun, so Ich von ihr nach der letztern Dépêche an Klinggräffen verlanget habe,235-8 so bleiben wir Freunde wie vorhin und der Friede bleibt conserviret, da von Meinerseits noch kein Mouvement von Truppen gemachet ist, so nicht alle Stunde contremandiret werden könne. Dieses alles soll das Ministerium sehr releviren und dabei die Data | |
der beiderseitigen Mouvements wohl attendiren und dem Publico alles solches remarquiren machen, da sich dann die malicieuse Tournures derer wienerschen Rescripten selbst am Tage legen werden, wenn sonsten nur das Ministère darauf Attention hat und sich die Mühe geben will, solches recht zu épluchiren und alsdenn das Publicum zu désabusiren, damit der wienersche Hof auf die grobeste Art nicht Mich injuriiren und anschwärzen und gleichsam mit Finger auf Mich weisen dörfe, ohne tüchtig rebroussiret zu werden.236-1 |
Mündliche Resolution. Nach Autzeichnung des Cabinetssecretärs.
234-1 Allergnädigstes Rescript an die Kaiserlich-Königliche Ministres, d. d. 24. Juli 1756. Gedruckt Faber, Europäische Staatskanzlei, Bd. 110, S. 672 (Leipzig-Frankfurt 1756).
234-2 D. d. Berlin 17. August. Gedruckt 1. c, Bd. 110, S. 677.
235-1 Vergl. Bd. XII, 438. 442. 464. 485.
235-2 Vergl. Bd. XII, 427.
235-3 Vergl. S. 16—23. 119.
235-4 Vergl. S. 161. 165.
235-5 Vergl. S. 89.
235-6 Vergl. S. 5.
235-7 Nr. 7722. 7795.
235-8 Vergl. Nr. 7795.
236-1 Demgemäss Ministerialerlass, d. d. Berlin 21. August, an Plotho (gedruckt l. c. Bd. 110, 681) und Zufertigung dieses Ministerialerlasses an Hellen, Solms, Feriet, Benoît, Maltzahn und an die preussischen Residenten im Reich.