8003. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.
Vorstadt Dresden, 9. September 1756.
Ew. Excellenz gnädiges Schreiben vom 5. dieses habe wohl erhalten, und diene in ganz gehorsamster Antwort, wie dass ich mir aus keiner anderen Ursache die vorhin überschickte Maltzahn'sche Dépêches dem Paquet mit beizufügen die Freiheit genommen, als nur dass Ew. Excellenz nebst des Herrn Grafen von Finckenstein [Excellenz] von allem hier Vorfallenden au fait sein und die Sachen darauf dorten reponiret werden möchten. In welcher Absicht ich dann auch von neuem die Beilage362-1 sende.
Von dem Herrn von Klinggräffen zu Wien ist heute zwar ein Expresser angekommen, auch zugleich eine andere Dépêche mit der Post eingelaufen, er hat aber auf sein letzteres Promemoria noch keine Antwort erhalten. Wie wenig Hoffnung auch sei, dass etwas gedeihliches erfolgen werde, solches werden Ew. Excellenz aus einliegendem Extract seiner beiden Immediat-Dépêches362-2 mit mehrern zu ersehen, auch des Herrn Grafen Finckenstein Excellenz zu communiciren belieben, als welches auf allergnädigsten Befehl melde.
Ich habe vergessen, Ew. Excellenz oben die eigentliche Umstände wegen des angehaltenen Couriers von dem Grafen Broglie zu melden, so mit wenigen darin bestehen, dass, da die Husaren beordert worden, eine Postirung zwischen Dresden und Pirna zu halten, um die weitere Communication und Zufuhre zu behindern, gedachter Courier auf einen Unterofficier, welcher sich unter der Brücke eines trockenen Grabens niedergeleget gehabt, um etwas auszuruhen, der aber, als er Leute über die Brücke reiten hören, hervorgekommen, gestossen und angehalten worden ist; und da er und dessen Postillon auf Befragen, wohin sie wollten, gesagt haben, sie gingen nach Prag, so hat gedachter Unterofficier beide in das Hauptquartier zu Sr. Königl. Majestät gebracht, da dann ersterem zwar die Dépêches abgenommen, Solche aber sogleich darauf, ohne selbige im allergeringsten zu rühren, an den Herrn von Maltzahn gesandt worden, mit der Ordre, selbige sogleich dem Herrn Grafen Broglie wieder zuzustellen, mit dem Beifügen, dass man dessen Couriers allemal ohngehindert passiren, nur in gegenwärtiger Situation dergleichen nach Prag zu schicken nicht allerdinges zugeben würde, noch könnte. Welches alles denn auch sofort geschehen ist.
<363>Des Königs Majestät werden morgen früh von hier weiter mit einem Theil der Armée aufbrechen und weiter vorwärts marschiren. Wie es mit dem sächsischen Lager bei Pirna, wohin des Königs von Polen Majestät mit dem zweiten und dritten Prinzen und mit dem Minister Brühl Sich begeben haben, noch weiter gehen wird, solches wird sich bald zeigen müssen. Die Königin ist hier geblieben.
Gott segne den König und dessen Entreprisen! Ich gestehe aber, dass die sonderbare Umstände, nebst denen dabei vor mich verknüpfeten schweren [Mühen], bei meinem erreicheten 59jährigen Alter mir fast zu schwer werden, und ich endlich werde succumbiren müssen.
Da auch, wenn des Königs Majestät in Böhmen einrücken werden, die Wege wegen der Correspondance nicht mehr so sicher wie bisher bleiben dörften, so nehme mir die Freiheit, Ew. Excellenz zu erinnern, dass hinfüro die Minutes derer chiffrirten Dépêches wohl nicht mehr denen an des Königs Majestät zu sendenden subscribendis beizufügen sein werden. Und da auch sonsten dasjenige, was ehmals geschehen ist, wieder geschehen und ich Gefahr laufen kann, nochmals in feindliche Hände zu fallen,363-1 so überlasse Ew. Excellenz Einsicht, ob es nicht gut sein dörfte, dass der Herr Kriegesrath Müller im Vorrathe einige Chiffres vor Sr. Königl. Majestät Minister fertig halte, damit wenn, da Gott vor sei, mir dergleichen Unglück arrivirete, des Königs Dienst dadurch nicht aufgehalten, sondern solchenfalls alsdenn auf die erste Nachricht von solchem Zufall die neuen Chiffres sogleich abgeschicket werden könnten, mithin die Correspondance nicht einen Augenblick unterbrochen werden dörfte.
Ich muss bekennen, dass, wenn ich die sich überall herum bezogene Gewitter ansehe, ich nicht allemal ohne einiges Grausen bin; doch die göttliche Providence und des Königs glückliche Waffen können allen Sachen ein besseres Ansehen geben. Zu Ew. Excellenz gnädigem Andenken empfehle mich ganz gehorsamst und bitte übrigens unterthänig, diese meine jetzige, in Confusion und Entkräftung geschriebene Briefe nicht zu denen Acten kommen zu lassen,
Eichel.
Einliegendes Schreiben363-2 lassen Se. Königl. Majestät Ew. Excellenz zur baldigen Beförderung gnädigst recommandiren.
Le 1er de septembre 56.
Le courrier arriva hier avec les ordres immédiats de Votre Majesté du 26 d'août,363-3 et le comte Kaunitz retourna de Holitz. Je n'ai rien en de plus pressé que de me rendre chez lui ce matin et de m'acquitter envers lui de bouche des ordres de Votre Majesté. Il m'a répondu que je ferais bien de coucher un mémoire,363-4 ce que j'ai fait tout de suite, et qu'il l'enverrait à l'Impératrice, qui ne sera de retour ici que samedi prochain. 363-5 Dès que la réponse sur ce mémoire me par<364>viendra, j'en agirai conformément aux ordres de Votre Majesté. Mais je n'ai pas grande opinion que cette réponse réponde à Ses intentions. On cherchera, je crois, un biais, pour détourner la déclaration qu'on n'attaquera pas Votre Majesté dans le courant de cette année, ni de la suivante,364-1 Je me tiendrai à la lettre, comme Votre Majesté l'ordonne, quoique ce soit un article scabreux pour un particulier comme moi. Je serai, si je pars, un peu embarrassé avec l'Empereur; mais j'espère qu'il sera encore alors à la campagne, où il restera jusqu'au 10 du courant; car je n'ai point de lettre de rappel pour ce Prince, qui n'a aucune part à la querelle.364-2 Le sieur Diest est aussi avec moi dans le même cas, car il est également accrédité à l'Impératrice-Reine comme à l'Empereur. Ainsi Votre Majesté voudra bien avoir la grâce pour faire expédier Ses ordres, si le cas existe, comme j'en ai déjà fait mention. Le comte Keyserlingk a été ici, il y a quatre jours. Il a été chez le comte Kaunitz pour un moment, et je sais que celui-ci lui a communiqué mon mémoire et la réponse. Les régiments continuent successivement leur marche. Un de croates a passé ici aujourd'hui en assez mauvais état.
Du 4 septembre 56.
L'Impératrice-Reine arriva à deux heures. Si je ne reçois pas ce soir ou demain ma réponse, je presserai le comte de Kaunitz pour l'obtenir, et du moment que je l'aurai, le courrier partira, et je communiquerai le tout au maréchal de Schwerin364-3 etc.
Nach der Ausfertigung.
362-1 Nicht bestimmbar.
362-2 Vergl. unten S. 363.
363-1 Vergl. Bd. IV, 292.
363-2 Ist nicht bestimmbar.
363-3 Vergl. Nr. 7914.
363-4 Vergl. S. 375.
363-5 5. September. Vergl. dagegen unten S. 364.
364-1 Vergl. S. 278.
364-2 Vergl. Nr. 8012.
364-3 Vergl. S. 165. 278. 374.