8479. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT IN KÖNIGSBERG.
Dresden, 26. December 1756.
Secret: Ich finde à propos Euch von der jetzigen wirklichen Beschaffenheit derer Sachen des russischen Hofes zu informiren,170-3 damit Ihr wisset, was Eurer Orten zu thun sei und Eure Mesures darnach nehmen könnet. Es dienet Euch deshalb zur Nachricht, dass, so weit wie man auch den Hof zu Petersburg bei einigen Gelegenheiten herum gehabt, so sehr hat es sich seit kurzem geändert, nachdem die Oesterreicher eine Million Gulden dahin übermachet haben, und zwar ist es so weit gegangen, dass die russische Kaiserin entschlossen ist, nicht nur dem Tractat von Versailles zu accediren, sondern auch künftiges Jahr 80,000 Mann agiren zu lassen. Und das ist das übele von der Zeitung. Was aber auf der anderen Seite hinwiederum gut ist, das ist dieses, dass erstlich vor künftigen Juni sie nicht im Stande seind, die Truppen marschiren zu lassen; dass zweitens die russische Kaiserin krank und man an ihrem Aufkommen zweifelt, und dass drittens, wenn sie stirbet, Ich gewiss von dem jungen Hofe nichts werde zu besorgen haben.
Ich glaube, Ich werde noch sehr öfters Gelegenheit haben, Euch von dem, so Ich von dorten her erfahre, Nachricht zu geben, vorläufig aber kann Ich Euch sagen, wie Ich glaube, dass wenn sie agiren wollen, sie mit 40,000 Mann gegen Schlesien und mit 40,000 gegen Preussen agiren werden; da glaube Ich dann, dass es Euch nicht darauf ankommen wird, ob Ihr ein Drittel von dergleichen Volk mehr gegen Euch habet als Ihr stark seid, absonderlich, da die Sache noch so weit ausgesetzet ist. Inzwischen werde Ich nicht ermangeln, Euch, so wie Ich weiter Nachricht bekomme, davon Communication zu thun.<171> So weit sehe Ich die Sache ein, dass bis dato und vor gegenwärtige Moments noch nichts zu besorgen stehet, welches das beste ist.
Friderich.
Nach dem Concept.
170-3 Vergl. Nr. 8472. 8473.