8515. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WINTERFELDT IN LANDSHUT.
Berlin, 9. [Januar 1757].
Ich habe eben Seinen Brief erhalten. Was die Zeitungen von der Menge der österreichschen Truppen seind, habe ich Mühe so stark zu glauben, als sie sich angeben; indessen, um dass ich meine Zeit hier nicht übel anwende, so habe ich noch eine Augmentation resolviret in der Infanterie, wordurch jede Compagnie mit 30 Cantonnisten verstärket wird.194-3
Nun fange ich an, in dem grossen Project der Oesterreicher etwas klärer zu sehen, und wird Browne und Piccolomini, der eine durch die Lausnitz, der andere bei Braunau oder Glatz einbrechen. Die Truppen, so aus denen Niederlanden gekommen, sollen zu teutsche Truppen stossen und agiren gegen das Halberstädtische; die Russen werden Preussen unberühret lassen und marschiren grade gegen Schlesien, ich glaube jenseite der Oder. Also habe ich resolviret, wor dieses geschiehet, dass Lehwaldt ihnen in den Rücken gehen soll, grade durch Polen durch, und sie ankriegen, wor er kann.194-4
<195>Wegen uns, so kann ich Schwerin gegen der Zeit leichte verstärken und wird mir wohl die Niederlausnitz zu Theil werden und gegen Naumburg195-1 und der Gegend werden wir wohl unsere Affairen ausmachen.
Was Lestwitz angehet, so schreibe Er ihm nur seine Gedanken wegen Seiner jetzigen Position; und was die Campagne des Frühjahrs angehet, so ist nicht möglich, dass die Leute solche vor medio Mai öffnen.
Ich denke den 22. in Schlesien zu seind,195-2 wor wir alle diese Punkte noch reiflicher überlegen wollen; ich danke vor die Nachrichten und glaube den Grund davon, aber dabei, dass vieles zugesetzet ist. Adieu. Gott bewahre!
Friderich.
Nach der Ausfertigung. Eigenhändig.
194-3 Vergl. S. 190.
194-4 Vergl. das P. S. zu Nt. 8509.
195-1 Naumburg am Queiss.
195-2 Vergl. S. 178. 181. 193.