8749. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT IN KÖNIGSBERG.

Dresden, 19. März 1757.

Es ist Mir alles dasjenige, so Ihr Mir in Eurem gestern erhaltenen Schreiben vom 11. dieses Monates meldet, recht lieb zu vernehmen gewesen, und da auch hier die Königin von Polen Nachricht haben soll, dass die russische Kaiserin schlecht sein und deren Schwäche mehr und mehr zunehmen soll,390-1 so glaube Ich fast, dass dieses mit eine derer Ursachen sei, worum der Apraxin, seinen vorigen Ordres390-2 ohnerachtet, zeither nicht agiret, sondern sich geschlossen gehalten. Inzwischen geben andere Briefe aus Petersburg vom 26. Februarii, dass die daselbst in Garnison gestandene 2 Regimenter Infanterie auf einmal in Zeit von vier Tagen von dar aufbrechen und nach Livland den Marsch nehmen müssen, davon dorten selbst niemand die Ursache, und was dazu Gelegenheit geben können, begreifen kann. So habe Ich ferner sehr sichere Briefe aus Petersburg gesehen, die aber nicht ein Wort von der Kaiserin noch deren Zustand erwähnen, nach welchen versichert wird, dass die russische Armée vor Anfang des Monates Junii nicht im Stande sein werde, agiren zu können, dass solche alsdenn aber überhaupt an 70,000 Mann stark sein dörfte.

<391>

Ihr thut indess sehr wohl, demohnerachtet alle Eure Praecautiones zu nehmen und von der Zeit zu profitiren, Eure dortige Arrangements mehr und mehr im Stande zu bringen, um alles in der gehörigen Ordre und Verfassung zu setzen, allermaassen, so lange wir nicht sichere Nachrichten von dem Évènement der russischen Kaiserin Tode haben, die Sachen noch immer sehr équivoque bleiben.

Friderich.

Nach dem Concept.



390-1 Vergl. S. 347. 352. 354.

390-2 Vergl. S. 244. 300.