8776. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WINTERFELDT IN LANDSHUT.

winterfeldt schreibt, Landshut 24. März: „Ew. Königl. Majestät allergnädigstes Antwortsschreiben von dem 21.,418-4 welches ich gestern durch den Feldjäger erhalten, ist mir lieber als Millionen Schätze, denn ich mache mich daraus schon im Voraus die Hoffnung, dass ich durch meiner vorgestrigen allerunterthänigst abgeschickten Vorstellung418-5 Ew. Majestät allergnädigste Intention dergestalt näher werde getroffen haben, dass, wann der Obristlieutenant Oelsnitz hier kommt,418-6 an demselben nicht viel Difficultäten mehr werden zu beantworten sein.

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Aus dem hierbeigefügten Bericht,419-1 welchen ich sogleich von die bewussten Leute erhalten und solchen von Wort zu Wort abgeschrieben habe, werden auch Ew. Majestät mit mehreren ersehen, dass sich alles dazu schicken muss und der liebe Gott durch den Zusammenhang der Vorsehung schon alles deshalb eingefädelt hat. Denn es sind aller Orten Magazine als vor uns angeleget und der Feind steht auch so, als wir es nur wünschen mögen. Was dem Herzog von Bevern darin angeht und damit er nicht gar zu sehr über der Verstärkung des Feindes nach dasiger Gegend ombragirt sein und dadurch die Seite vom Queiss nicht gänzlich bloss lassen möge, davon habe ihm mit eben dieser Gelegenheit avertirt.

Die Nachrichten,419-2 so ich auch sonsten noch von dieser Seite eingezogen habe, füge gleichfalls hierbei. Das Lager, welches vor der Kolowrat'schen419-3 Armée hinter der Elbe bei Königgrätz zwischen Plotischt und Nedielischt ausgestochen worden, wird noch wohl etwas weiter zurück bei Pardubitz müssen genommen werden. Denn sonsten kommen wir ihm gleich auf der linken Flanke, und hinter den Adler kann er im Frühjahr wegen des sumpfichten Terrains nicht campiren . . .419-4

Der Feldmarschall hat den Hauptmann Platen zu mir hierher geschickt, um eins und das andere abzureden. Mit dieser Gelegenheit werde ich denn auch den Feldmarschall von allem avertiren lassen, was ich Ew. Majestät allergnädigsten Intention gemäss zu sein glaube, damit, wann Oelsnitz kommt, der Feldmarschall dazu schon präparirt ist und gleich zum Werk kann geschritten werden, um das festzusetzen, was Ew. Majestät befehlen werden.“

Lockwitz, 26. [März 1757].

Ich habe Seinen Brief ganz wohl erhalten, ich traue mir fast nicht, der Feder die Antwort anzuvertrauen.419-5 Eines ist zu observiren, dass gegen Ende April und noch vorhero der Feind die Kantonirquartiere beziehen wird, quod bene notandum. Dieses fordert viele Mesuren und muss wohl bedacht werden, im übrigen habe ich hier alles schon nach Bedacht und vorläufig arrangiret, ich sollte glauben, es wäre nicht übel, wann Er gegen Greifenberg oder Friedeberg am Queiss was hin marschiren Hesse. Der Prinz Bevern muss zusammen bleiben. Ein starker Klumpen hat sich nach ihm zu gezogen, und seine Position wäre hasardirt, wann er nicht zusammen bliebe. Morgen und diese Tage werde ich mich auf das Recognosciren legen und die hiesige Gegenden von allen Seiten mir bekannt machen.

In Frankreich kömmt es in's Hapern,419-6 und glaube ich; dass es bei viele Demonstrationes bleiben wird. Ich traue mir nicht mehr zu schreiben. Adieu. Gott bewahre!

Friderich.

Nach der Ausfertigung. Eigenhändig.



418-4 Vergl. Nr. 8757.

418-5 Vergl. Nr. 8775 S. 414.

418-6 Vergl. S. 400. 401. 415.

419-1 Derselbe liegt nicht mehr vor.

419-2 Diese Nachrichten liegen nicht mehr vor.

419-3 Vergl. S. 285. 414.

419-4 Im Folgenden entwickelt Winterfeldt seine Ansichten über die schlesischen Magazine und die Ausrüstung der schlesischen Truppen.

419-5 Das Schreiben ist nicht chiffrirt.

419-6 Vergl. Nr. 8785.