III.
Frankenstein, 30. März 1757.
Die Objectiones, welche Ew. Königl. Majestät in Deroselben unter dem 25. dieses an mich abgelassenen Schreiben442-3 allergnädigst befohlen haben aufzulösen, wird der Generalmajor von Goltz in einem versiegelten Schreiben442-4 von mir Punkt vor Punkt allerunterthänigst beantwortet mitbringen. Es hat mir kein einziger Punkt Schwierigkeiten gemacht. . . .
Frankenstein, 30. März 1757.
Die von Ew. Königl. Majestät mir gemachte Objectiones, welche ich auf allergnädigsten Befehl beantworten soll, bestehen hauptsächlich in folgende Punkte:
Frage. 1. Dass, wann der Feind schon den 1. dieses in die Kantonirquartiere ginge, es alsdenn mit dem Project zu spät sein würde. | Antwort. 1. Wann auch der Feind, als nämlich die Piccolomini'sche Armée,442-5 welche uns vor's erste bei unseren hiesigen Desseins nur allein interessirt, auch wirklich schon den 1. April sich nahe zusammen, und zwar dergestalt gelegt hätte, dass sie in der Gegend Nedielischt und Plotischt bei Königgrätz, allwo sie das Lager bereits ausgestochen, eine Armée formiren könnten, so sitzen wir ihnen, da wir bei Arnau und Königshof die Elbe passirt sein, anstatt nach Gitschin und Bunzlau zu marschiren, gleich auf dem Halse und schlagen sie weg. Ziehen sie sich aber anstatt dessen, |
und wie zu vermuthen, zwischen Königgrätz und Pardubitz zusammen, so lassen wir solches geschehn, prosequiren erst unseren Marsch nach Jung-Bunzlau und conjungiren uns mit dem Lausnitzschen Corps. Wollten sie denn etwa in der Zeit nach Schlesien laufen, so dürfen sie solches nicht hasardiren; denn sie könnten nur allein auf Glatz gehen, allwo sie aber schwach und mit einem coup de main nichts ausrichten, sondern stark kommen und belagern müssen. Alsdann aber verlassen sie ihre considerabelste Magazine, als welches sie aber nicht thun können, sondern uns allda erwarten müssen, und welches wir wünschen. Wir finden sie aber gewiss noch nicht zusammen, sondern kommen zu ihrem Furcht und Schrecken mitten unter ihnen. Wann denn | |
2. Dass, wann der Feldmarschall Browne auch gleich von seiner Armée 30,000 Mann detachirte, Se. Königl. Majestät dennoch nicht gleich nach Lobositz kommen könnten, indem der Posten vom Pashcopolo so beschaffen, dass man mit 30,000 Mann 50,000 abhalten kann. | 2. Der Feldmarschall Browne den Pashcopolo auch mit 30,000 Mann besetzt, so können dagegen zwischen Aussig und diesen Pashcopolo 20,000 Mann entgegengesetzt werden, als welche sowohl die Elbe mit decken, sowie auch imgleichen ebenso im Stande sein, den Feind allda in Échec zu halten, als derselbe die Passage über diesem Berge disputiren kann. Man marschirt alsdenn mit 40 bis 50,000 Mann zwischen Bilin und Brüx um den Pashcopolo herum gegen Lobositz. Der Feind kann alsdann auf dem Pashcopolo nicht bleiben, sondern muss rückwärts wieder herunter. Die 20,000 Mann fassen alsdann gleich Posto und conjungiren sich mit der herumgekommenen Armée. |
3. Dass, wann der Feind ein paar seiner Magazine abandonnirte und verbrennete, wir dadurch könnten genöthiget werden, uns wieder gegen die Grenze zurückzuziehen. | 3. Wann auch der Feind ein paar seiner Magazine verbrennen sollte, ehe wir solche erreichen und ihm daran verhindern könnten, so haben wir dennoch schon etliche von seinen Dépôts bekommen, durch welche wir uns ohne unseren mitgebrachten und nachgefahrenen Vorrath so lange mit durchhelfen können, bis wir ihm selbsten auf der Haut sitzen. Alsdenn giebt und findet sich Alles von selbsten. Damit |
4. Dass, weil der Feind wenigstens 20,000 Mann gegen der Lausnitz stehen hat, sehr schwer sein würde, dagegen mit 16,000 Mann offensive zu agiren, noch aus der Spitze von Zittau zu detachiren, ohne zu risquiren, dass uns der Feind von Rumburg oder derer Orten tournire, und, wann derselbe sein Corps bei Reichenberg zusammenziehe, uns es schwer werde, die Fourage und Subsistance nach zu bekommen. | 4. Der Feind von Rumburg und derer Orten nicht tourniren kann, so marschiret man gleich dahin und so weiter nach Tetschen gegen der Elbe. Falls er aber auch die Gegend verhauen hätte, so geht man zwischen Zittau und Kamnitz den Verhack vorbei, alsdann er sich selbsten mit seinem eigenen Verhau straft. Und falls ein Corps bei Reichenberg sich zusammengezogen hätte, so muss solches gleich auf den ersten Alarm, dass wir bei Arnau die Elbe passirt sein, schon weglaufen und sich gegen Prag zu retiriren suchen. |
5. Dass es ohnmöglich angehe, schon den 20. April mit der Armée zu campiren. | 5. Rechne ich auch nicht, dass wir schon von dem 20. April oder dem Tage unserer Expedition an schon beständig werden nöthig haben zu campiren, sondern nur, dass etwa die ersten 14 Tage fatigant sein werden, und wir uns gefasst machen müssen, bald zu campiren, zu kantoniren, auch unter freiem Himmel Nacht zu bleiben; hernach aber werden wir uns wieder ausruhen und die Zeit zum Campiren auch Fouragiren erwarten können. |
6. Dass von Seiten Sr. Majestät besonders darauf zu reflec | 6. Weil unser Coup gegen Ende Mai schon längst muss vor- |
tiren, wie die Franzosen schon Ende Mai oder Anfangs Juni in der Gegend Erfurt sein könnten, dadurch aber Se. Majestät alsdann abgehalten würden, unsere Operations von hiesiger Seite nicht genungsam unterstützen zu können. | bei sein, so haben Ew. Majestät alsdann auch noch Zeit und Gelegenheit genung, falls es nöthig wäre, gegen die Franzosen zu detachiren. |
7. Wann wir auch das Magazin von Jung-Bunzlau hätten und marschirten alsdenn von selbigem wieder weg nach Kolin, so nähme es uns alsdenn der Feind wieder ab und verbrenneten sie es. So müssten wir alsdenn wieder zurücklaufen. | 7. Wann wir das Magazin von Jung-Bunzlau nur erst haben, so wollen wir es schon conserviren, falls wir uns auch von da wieder nach Kolin drehen, indem zu der Zeit in unserem Rücken oder auf der Seite von Bunzlau kein Feind mehr sein kann. Verbrennt er es aber, so sticht er sich selber die Stadt an, indem alles in selbiger liegt und wird dadurch zum Mordbrenner in seinem eigenen Lande, als wordurch er sich den Abscheu seiner Unterthanen zuzieht. Wir finden aber auch in der Gegend auf die Dörfer noch Fourage, zumal wann wir anfänglich solche bezahlen. 8. Sprengen wir auf unserer Expedition die leichten Truppen gleich dergestalt auseinander, dass sie ihre teutsche Infanterie nicht mehr bewachen und decken können,445-1 und wir bekommen dadurch die Menge Deserteurs. H. C. v. Winterfeldt. |
442-3 Vergl. Nr. 8775.
442-4 Siehe das folgende.
442-5 Vergl. S.414.
445-1 Vergl. S. 377.