8799. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IN ZWICKAU.

Lockwitz, 31. März 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ich zweifele nicht, Ew. Liebden werden Mein gestriges Schreiben448-1 bei Ankunft dieses richtig erhalten haben, und will durch dieses Dieselbe nur benachrichtigen, wie Mir heute gemeldet worden, dass der Churfürst von Mainz 2400 Mann seiner Truppen nach Böhmen marschiren lassen, und dass es vor sicher angegeben worden, dass auch das Bataillon, so noch in Erfurt stünde, gleichfalls bald marschiren werde; dass man in dem Erfurter District noch Landmiliz werben wollte, unter dem Prätext, solche nur zu exerciren, dass indess in Erfurt wirklich an 1000 Patronentaschen und so viel Degengehenke gearbeitet, auch 200 Paar Stiefeln, 400 Paar Schuhe, 600 Paar Strümpfe bestellet und sonsten aber in einem Kloster auf dem Petersberge 7000 Erfurter Scheitel Getreide, ausser was an Weizen, Gerste und Hafer allda befindlich, vorhanden wären, und dass noch in einem anderen Kloster der Stadt sich eine grosse Provision fände.

Man hat mir ferner versichern wollen, als wolle man auf dem Schlosse zu Dresden sichere Nachricht haben, dass die Absicht derer Oesterreicher sei, in die Lausnitz einzubrechen und zugleich alsdann auf der anderen Seite was nach der Gegend von Erfurt zu zu tentiren,448-2 und dass die französische Armée die hannövirsche Lande vorerst gar nicht berühren, sondern einen anderen Weg nehmen und nach der Seite von Erfurt gehen werde.

Ausser diesem allem aber habe ich gewisse Briefe aus Frankreich gesehen, nach welchen die sonst commandirt gewesenen französischen Truppen insoweit Contreordre erhalten haben sollen, dass der Prinz von Soubise448-3 nur à la tête von 14,000 Mann nach Maaseyk mar<449>schiren und daselbst weitere Ordre erwarten solle, um zu einem Corps von 6000 Württemberger und 4000 Baiern, so Frankreich in Subsides genommen,449-1 zu stossen und zusammen nach Böhmen zu marschiren, und dass solches die ganze Expedition sein werde, so Frankreich vor dieses Jahr in Deutschland vorzunehmen gewillet sei.

Ich communicire Ew. Liebden alles dieses, sowie Ich es bekommen habe, und bin übrigens Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogt. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.



448-1 Es liegt in Zerbst nur ein vom 31. März datirtes Schreiben vor. Dasselbe betrifft vornehmlich Desertionen.

448-2 Vergl. S. 355.

448-3 Vergl. S. 418.

449-1 Vergl. S. 431. 453.