8800. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT IN KÖNIGSBERG.

Lockwitz, 31. März 1757.

Mir ist Euer Schreiben vom 22. dieses richtig eingeliefert worden, und zweifele Ich fast nicht, dass die von Euch Mir mitübersandte Liste nicht dieselbige sein werde, davon Ich Euch in Meinem letzteren Schreiben Communication gethan,449-2 und aus welcher Ich zwar eine grosse Anzahl von Köpfen ersehen, aber noch allemal das Contrarium glaube, dass solche jemalen existiren können noch werden.

Wann Ich einem gewissen Brief, so an einen derer sächsischen Minister zu Dresden aus Kurland von einem Kammerherrn von Mirbach insgeheim geschrieben worden, trauen darf, so sollen die Russen noch so stehen, wie sie so lange her gestanden haben, und vorgeben, Artillerie zu erwarten, für welches aber, wie der von Mirbach meinet, vielmehr der Kaiserin Krankheit,449-3 die immer gefährlicher werden soll, die wichtigste Raison seie. So wird Mir auch confirmiret, dass man bei dem polnischen Hofe zu Dresden sehr en peine wegen der Verzögerung des Marsches derer Russen wäre und solches lediglich der Kaiserin immer gefährlicher werdenden Gesundheitsumständen beimesse. Inzwischen, da auf den ungewissen Tod eines andern niemalen zu rechnen stehet, so ist es am sichersten, dass wir alle unsere Mesures und Praecautiones so nehmen, als ob wir das ärgeste vor uns sehen.

Friderich.

Nach dem Concept.



449-2 Vergl. Nr. 8782 und hierzu S. 418.

449-3 Vergl. S. 390.