8828. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IN ZWICKAU.
Lockwitz, 7. April 1757.
Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Damit Ew. Liebden, wenn Dieselbe in der mit Deroselben verabredeten Sache474-3 noch etwas zu schreiben, zu melden oder anzufragen haben, solches mit Sicherheit thun können, sonder dass wegen des Geheimnisses etwas zu risquiren sei, so übersende Ich Deroselben hierbei durch Ueberbringern dieses, den Capitän von Oelsnitz, einen Chiffre in deutscher Sprache, dessen Dieselbe Sich zu dergleichen Correspondance mit Mir bedienen und gedachten Hauptmann von Oelsnitz zum Chiffriren und Dechiffriren mit gebrauchen können, da übrigens der Chiffre selbst wohl jedesmal unter Ew. Liebden eigener und sehr guter Bewahrung wird bleiben müssen. Gedachter Capitän von Oelsnitz weiss sonsten von der bewussten Sache ganz und gar nichts, daher dann auch Ew. Liebden Sich deshalb gegen denselben geschlossen halten und ihm nichts davon sagen werden, als wenn Dieselbe nöthig finden, deshalb en chiffre an Mich zu schreiben; wobei Sie ihn denn jedesmal das Secret davon genau zu observiren, sowie er es ohnedem zu thun schuldig, erinnern werden.
Was sonsten Ew. Liebden von Mir verlanget und Ich mit Deroselben gestern verabredet habe, solches ist von Mir alles bestellet worden, und werden Dieselbe wohl das Bataillon von dem Obristlieutenant de Le Noble so marschiren lassen, damit es den 20. zu Freiberg einrücke.
Wegen der 10 Escadrons Cavallerie ersuche Ich Ew. Liebden, Dero prompte Resolution zu nehmen, ob Sie dieselben mitnehmen oder hierher schicken wollen, denn 2000 Pferde mehr oder weniger zu ernähren, einen grossen Unterschied machet, davon Ich denn nothwendig vorher avertiret sein muss. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
P. S.
Lockwitz, 8. April 1757.
Ich übersende Ew. Liebden hierbei auch noch die Ordre de bataille, so Ich von Meinem Corps d'armée gemachet habe, auf dass, wenn die differenten Corps der Regimenter von der Armée bei solcher zusammenstossen, jedes sogleich wisse, wohin es zu stehen kommet.
<475>Ich schicke Ew. Liebden auch den Generalmajor von Panwitz475-1 nach Chemnitz, weil der Generalmajor von Knobloch sehr krank ist, und welchen Ew. Liebden also nach Dresden gehen lassen können, um sich daselbst curiren zu lassen, indessen der Generalmajor von Panwitz das Commando in Chemnitz an des von Knobloch Stelle haben soll.
Ew. Liebden werden übrigens zu denen Extraordinariis und Ankaufung der Fourage nur 30,000 Thaler statt der zuerst genannten 50,000 Thaler durch den Commissarium Stössel bei dem Felddirectorio zu Torgau zu erheben haben. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Nothwendig müssen Sie Sich determiniren wegen der 10 Escadrons Cuirassier; dann sollte ich sie hierher kriegen, so muss ich es wegen der Wagens bald wissen. Adieu.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz zu dem Postscript eigenhändig.
474-3 Vergl. S. 461 Anm. 1.
475-1 Die von der gewöhnlichen Schreibweise abweichende Schreibart von Personennamen hier wie überall nach der eigenhändigen Unterschrift.