8832. AN DEN GENERALLIEUTENANT BARON DE LA MOTTE IN LIPPSTADT.

Lockwitz, 8. April 1757.

Ich habe Euer Schreiben vom 4. dieses per Estafette richtig erhalten. Worauf Ich Euch dann in Antwort ertheile, dass, nachdem Mir der Generallieutenant Graf von Schmettau aus Hannover geschrieben hat, wie dass das hannövirsche Ministerium denen 6 weselschen Bataillons das Brod und die Fourage ganz gerne reichen lassen würde,478-4<479> wann sonsten solche den Posten zu Lippstadt besetzet behalten werden; dannenhero selbiges auch, da es beides nicht sogleich in natura geben könne, das baare Geld davor offeriret und dem mindenschen Präsidenten479-1 deshalb bereits 10,000 Thaler ausgezahlet habe, um das nöthige anzuschaffen; so ist Mein expresser Wille, dass Ihr mit denen 6 Bataillons den Posten von Lippstadt nicht quittiren, sondern daselbst stehen bleiben sollet, so dass, wann Ihr auch schon mit denen Bataillons vorwärts nacher Bielefeld oder Minden marschiret wäret, Ihr sogleich mit solchen wiederum nach Lippstadt zurückmarschiren und auf diesem Posten bleiben, allenfalls auch Bielefeld zu Hülfe nehmen müsset, wiewohl, wann es angehet, es Mir lieber ist, wann es bei Lippstadt bleibet, denn dieser Posten Mir jetzo von Importance ist, da er nicht nur das ganze Ravensbergsche und Bielefeld, sondern auch den grossesten und mehresten Theil von der Grafschaft Mark decken muss.

Im Uebrigen recommandire Ich Euch sehr und auf das höchste, Euch durchaus nicht mit dem hannövirschen [Ministerium] zu committiren oder auch solches, auch die hannövirsche Generalität, zu brusquiren, sondern vielmehr mit selbigen sehr poli umzugehen, selbige zu flattiren und solche auf keine Weise zu choquiren, auch in allem mit dem Generallieutenant Grafen von Schmettau de concert zu handeln, was Ihr dorthin zu tractiren habet.

Ich beziehe Mich übrigens auf die Einlage479-2 wegen der rittbergischen Sachen und den [Befehl], so Ich deshalb eigenhändig beigesetzet habe. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

Nach dem Concept.



478-4 Vergl. S. 276. 348. 360. 366.

479-1 Massow. Vergl. S. 436.

479-2 Die Einlage liegt nicht mehr vor. Es sollten die in der Grafschaft Rittberg angelegten Magazine aufgehoben und Contributionen daselbst eingetrieben werden. Die Grafschaft gehörte dem Grafen Kaunitz und ward daher als Feindesland angesehen. Vergl. S. 485.