8863. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IN SCHÖNECK.
Lockwitz, 15. April 1757.
Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ich habe den von Ew. Liebden an Mich eingesandten Brief vom 13. dieses richtig erhalten. So wie Ich daraus ersehe, so bin Ich besorget, dass dasjenige Mouvement, welches Ew. Liebden bisher gethan, nicht die Bewegung bei dem Feinde machen wird, so Ich gehoffet,506-6 und wäre es zu wünschen, dass der Feind mehrere Attention darauf nähme und sich einbildete, als ob es etwas serieuses wäre, und Jalousie auf Eger nähme. Indess da nunmehro die Zeit dazu nicht mehr übrig ist, so haben Ew. Liebden nunmehro nur an die grosse Sache zu gedenken,506-7 als die weit importanter ist.
Die Antwort, so Ew. Liebden dem Markgrafen von Baireuth gegeben, ist recht sehr gut.506-8
<507>Was die auf Nachrichten ausgeschickte Officiers anlanget, da haben solche hauptsächlich ihre Attention auf die Franzosen, so sich bei Neuss und Mainz versammeln, und auf deren Mouvements, so sie machen wollen, zu richten; dann was die Reichsvölker angehet, da wird es sich lange trainiren, ehe solche zusammen zu bringen sein werden. Ich schicke Ew. Liebden hierbei einen Brief an Meine Schwester zu Baireuth507-1 mit dem Ersuchen, solchen mit Sicherheit und ohne allen Éclat bestellen zu lassen. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Herzog!. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.
506-6 Vergl. S. 423. 472. 483.
506-7 Vergl. Nr. 8812.
506-8 Der Markgraf hatte bitten lassen, man möge in seinem Lande keine Lieferungen für das preussische Heer eintreiben. Prinz Moritz antwortete, der König habe befohlen, „dass die Armée in allen Landen vor baare Bezahlung leben solle“ .
507-1 Ein Schreiben vom 14. April, enthaltend die Anzeige von den bedenklichen Gesundheitsumständen der Königin-Mutter. Vergl. S. 289.