<191> Ausserdem seind dadurch Meine Sachen hier gar nicht in einem desperaten Zustande gerathen, wie sonder Zweifel die Oesterreicher es ausschreien und viel Aufhebens davon machen werden. Ich bin jetzo im Begriff, Meinen gehabten Verlust zu repariren und Mich mit der Armee unter dem Feldmarschall Keith zu conjungiren, da Ich denn mit Gottes Hülfe Mittel zu finden verhoffe, den jetzigen nach acht auf einander gewonnenen Bataillen gehabten Échec zu repariren, wovon Ich Euch bald gute Nachrichten zu geben verhoffe.
Da Ihr in Preussen dergleichen hohe und steile Berge, als die gewesen, worauf der Feind dieses Mal hier postiret gestanden, nicht habet, so habt Ihr auch dergleichen Unglück nicht zu besorgen, vielmehr nur ferner [bei] Eurem Entschluss zu bleiben, den dortigen Feind zu attaquiren, wo Ihr ihn findet.1
Inzwischen kommet es mir so vor, als wenn die Russen von einer Zeit zur andern die Sachen verzögern, und dass also es noch wohl leicht geschehen könnte, dass sie es bei dem Drohen lassen.
Friderich.
Nach dem Concept.
9135. AN DEN GENERALLIEUTENANT ERBPRINZ VON HESSEN-CASSEL IM LAGER BEI MINDEN.
Hauptquartier Leitmeritz, 27. Juni 1757.
Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ich habe Ew. Liebden Schreiben2 vom 16. dieses erhalten und daraus mit mehrern ersehen, was Dieselbe darin von dem Rückmarsch der hannoverschen Armee nach der Weser zu und dem dabei vorgefallenen melden wollen. Es thut Mir leid, dass das Jungken'sche Regiment dabei einigen Verlust gehabt hat, welchen einigermaassen zu ersetzen es jedoch noch die Gelegenheit finden wird. Im übrigen beziehe Ich Mich auf diejenige Ordre, so Ich an den Generallieutenant de la Motte ergehen lassen,3 wie nämlich es zu halten, daferne nämlich die französischen Truppen einigen Versuch thun wollten, durch eine andere Route einen Marsch gegen das
1 Vergl. S. 168.
2 Es liegt nur das Schreiben des Erbprinzen, d. d. Minden i6. Juni, an einen „cher ami“ , wahrscheinlich den Minister von Borcke, vor. Der Erbprinz schreibt, der Rückzug von Bielefeld nach Minden sei in der grössten Ueberstürzung erfolgt : „Les Hanovriens, les Hessois et les troupes de Brunswick ont marchés si vite pour gagner Herford que, si l'armée française était venue pour soutenir le corps qui nous attaquait, toute notre arrière-garde aurait été abîmée. Voilà ce que c'est que ces armées alliées. En général, il paraît que les Hanovriens ne sont pas bons Prussiens : je n'ose confier tout à la plume. Voilà toute l'armée retirée depuis hier derrière le Wéser. Je campe avec ma brigade tout seul ici, ayant mon aile droite appuyée au pont. Les Hanovriens, Hessois, Brunswick, Bäckeburg et Saxe-Gotha campent à Rehme. Je ne crois pas, mon cher ami, que cette position sera longtemps à soutenir; faites, je vous prie, mon cher ami, je vous en prie, que nous ne restions pas longtemps à cette armée, où sûrement nous ne sommes pas vu de bon œil, soit dit entre nous.“
3 Vergl. Nr. 9113.