9256. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WINTERFELDT IM LAGER BEI BAUTZEN.
[Weissenberg,] 5. [August 1757].
Nunmehro bin ich ziemlich von des Feindes seine Dispositdons informiret. Beck und Morocz seind detachiret zwischen der Neisse und der Queiss, einestheils vor der feindlichen Armee Magazins bei Görlitz1 zu schaffen, zweitens, uns die Zuführe von allen Seiten einzuschränken.
Die Hauptarmee stehet noch bei Zittau, hat die schwere Artillerie und Bagage empfangen; wegen Mangel des Magazins und auch die übrigen Diversions abzuwarten, soll sie noch drei Wochen stehen bleiben. Die Corps, welche längst der böhmschen Grenze in die Berge stehen, sollen Bautzen nehmen oder, wenn wir marschiren, uns von dem Magazin coupiren. Es ist gewiss, dass schon eine Avantgarde von einem französischen Corps in Langensalza angelanget, der Duc de Cumberland ist geschlagen2 und nach Nienburg geflüchtet. Bei diesen Umständen so ist nicht übrig, als mein Vorhaben zu beschleunigen;3 aber 9 Tage Brod gehören zum voraus dazu.4 So wie alles arrangiret ist, so bin Willens die Armee gegen Löbau marschiren zu lassen, allwo der Feind 6 oder 8 Cuirassierregimenter hat. Ich wollte zwischen Reichenbach und Bernstädtel marschiren, um ihm Jalousie auf Görlitz zu geben; gehet es, so ist es gut, will er aber nicht von Zittau fort, so bin ich schon gezwungen, ihm zu attaquiren, wor ich ihm finde, anderen Rath weiss ich nicht. Dann weilen er diesseits der Neisse stehet, so darf ich nicht bei Ostritz oder Hirschfelde übergehen; ich kenne das Land nicht, also schreibe Er mir Seine Gedanken.5 Adieu.
Friderich.
Nach der Ausfertigung. Eigenhändig.
9257. AU FELD-MARÉCHAL DE REITH.
[Weissenberg,] 6 [août 1757].
Mes affaires m'obligent, mon cher Maréchal, de ne point perdre de temps; il faut que je commence mes opérations le 9. Ainsi Retzow sera obligé de se hâter de façon que nous ayons alors 7 ou 8 jours de pain d'avance, et de la farine d'ailleurs pour 5 ou 6 jours de réserve
1 Vergl. S. 267.
2 Der Herzog von Cumberland war am 26. Juli bei Hastenbeck geschlagen worden.
3 In gleichem Sinne schreibt der König eigenhändig am 8. August an den Herzog von Bevern: „Wann ich alleine mit die Leute zu thun hätte, so setzte ich nicht einen Fuss vor den andern, alleine jetzunder muss ich dran, sobald wie Goltz fertig ist.“
4 Vergl. S. 283. 286.
5 Durch ein eigenhändiges Schreiben bescheidet der König am 6. August Winterfeldt zu einer Besprechung nach Weissenberg. An Bevern schreibt der König am 6. August: „Ich lasse Winterfeldt hier kommen, der gehet morgen wieder zurücke und wird Ihnen von hier Ordre de bataille und alle Dispositions, die ich nicht der Feder anvertraue, mitbringen.“ Vergl. Nr. 9265. S. 292.