9293. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WINTERFELDT.
[Bautzen, 26. August 1757.]1
Ich glaube dieses Jahr an keinem Gelücke; auf die Türken zu rechnen, ist kein Staat zu machen, wann dar was zu hoffen wäre, so hätte ich schon gewisse Zeitungen. Lass uns sprechen, was wir zu thun haben. Er muss auf Nadasdy vigiliren, dass er dem Grumbkow auf dem Marsch nichts anhaben kann; sollte Nadasdy nach Schlesien wollen, so muss Er ihm folgen. Was die Husaren und Dragoner von Görlitz angehet, so ist Sein Schreiben meiner Intention ganz gemässe. Adieu.
Friderich.
Nach der Ausfertigung. Eigenhändig.
9294. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN.
Bautzen, 26. [August 1757].
Ich kriege eben Briefe von Hauss aus Leipzig, dass die Franzosen schon einen Vortrupp bei Lützen haben, ich kriege auch Nachricht, dass bei Leitmeritz Magazine sollen gemacht werden.2 Dieses giebt mir grossen Verdacht, dass, wann die Oesterreicher von Zittau wegmarschiren sollten, [sie mit] ein Corps von 40 oder 50,000 Mann gegen Landshut zu marschiren könnten und mit eines von 30 oder 40,000 Mann über Leitmeritz, Peterswalde, so grade auf Dresden gehen möchten. Also werden Sie wohl alles anwenden, um, wann der Feind sich von Zittau retiriret, zu wissen, wor der Marsch hingehet, um alsdann mit mehrer Fermeté zu agiren. Gehet nur ein Corps nach Schlesien und ein Theil nach Cotta, so werde ich nothwendig Succurs nöthig haben, ohngefähr 10 Bataillons und 30 Escadrons; bleibt der Feind bei Zittau stehen, so haben wir nichts zu besorgen. Den 31. oder 1. September werde ich wohl dem neuen Feind eins zuzusetzen probiren. Hauss hat sie schon gejagt und Gefangene gemacht. Das seind schwere Zeiten, weiss Gott! und solche beklummene Umstände, dass man ein grausam Gelücke gebraucht, um sich aus allem diesen durchzuwicklen.
Prinz Franz3 ist besser und wird auch mit die hiesige Regimenter zu Ihnen kommen. Adieu, ich wünsche Ihnen tausend Gelücke!
Friderich.
Nach der Ausfertigung. Eigenhändig.
1 Der Bericht Winterfeldt's, auf welchen das obige undatirte Schreiben antwortet, liegt nicht vor. Dem Inhalte nach gehört das Schreiben zum 26. August 1757; vergl. die beiden Erlasse an Bevern Nr. 9292 und Nr. 9294.
2 Die letztere Nachricht übermittelt der König am 27. in einem eigenhändigen Schreiben auch an Prinz Moritz von Dessau. Vergl. auch Nr. 9295;
3 Prinz Franz von Braunschweig-Wolfenbüttel.