<331> Ich jetzo ausser Stande bin, Deroselben darunter zu helfen; Ich begreife auch gar nicht, was den Prinzen von Braunschweig so späte und lange aufgehalten haben kann, und sollte Ich glauben, dass er schon den 4. dieses in Görlitz angekommen sein müsse und eingetroffen sein werde, welches fast nicht fehlen kann.

Wegen alles übrigen hat Mir sonsten der Minister von Schlabrendorff geschrieben, dass er seines Ortes alles, was Ew. Liebden nur von ihm verlanget, parat habe. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Hier habe ich die Hände voll zu thun; aber seind Sie nicht besorget, ich will mir schon durchbeissen. Dieses wird wohl in zehn Tage der einzige Brief seind, den Sie von mir kriegen werden. Wir entfernen uns anjetzo immer mehr und werde Ihnen nichts bekannt machen, bis was decidiret ist. Adieu.

Es ist eine verflogene Zeitung, als wann der Cumberland die Franzosen soll geschlagen haben. Wer weiss!

Friderich.

Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.


9323. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT.1

Lehwaldt meldet, Lager bei Paterswalde2 1. September: „Ew. Königl. Majestät allergnädigst mir öfters geäusserten Intention3 gemäss habe ich bisher nach dem Zeugniss der hiesigen sämmtlichen Generalität alles gethan, um zu suchen den Feind zu attaquiren und zu schlagen, wegen dessen avantageuse Positions und ungemein starken Retranchements aber niemals dazu gelangen können. Ich erhielte den 28. die Nachricht, dass sich der Feind mit seiner Armee über den Pregel nach Norkitten gezogen und noch nicht verschanzet hätte. Ich brach daher mit unserer Armee sogleich auf und nahm mein Lager jenseit des Pregels, so dass der linke Flügel Piaten, der rechte aber Ranglacken im Rücken hatte, und Puschdorf vor der Fronte lag. Weil der Feind beständig seine Menge leichter Truppen vor sich hielte, so war es nicht möglich, mit kleinen Detachements ihn zu recognosciren. Ich schickete deshalb den 29. August den Generallieutenant von Schorlemer mit 20 Escadrons Dragoner vorwärts, um die Situation des Feindes eigentlich zu erfahren, währender Zeit die hiesige Armee in ordre de bataille aufmarschirt stand, um den Feind anzugreifen, wann man ihn zur Attaque gemäss träfe. Der Generallieutenant Schorlemer drang durch die feindliche leichte Truppen durch und hatte Gelegenheit, so viel zu observiren, dass der linke Flügel der feindlichen Armee unter Apraxin Uderballen vor sich und die Flanke mit drei Redouten gedecket hatte. Der rechte Flügel aber, so sich nach Norkitten erstreckte, konnte nicht eigentlich, so wenig als dessen Retranchements, wahrgenommen werden. Es wurde daher resolviret, den Tag darauf, als den 30., den Feind zu attaquiren.

Wir waren so glücklich, dass wir ihre Cavallerie vom linken Flügel schlugen, drei Batterieen, jede von 5 bis 6 Canons, überstiegen, den General Lapuchin und seinen Obristen gefangen nahmen und über eine Menge von Leichen, insbesondere



1 Lehwaldt blieb, nach seinem Bericht vom 13. September, bis zum 8. im Lager von Paterswalde.

2 ½ Ml. sws. von Wehlau.

3 Vergl. S. 165. 168. 191. 223. 235. 253.