<360> Die 4 Grenadiercompagnien, so das Schloss besetzet gehabt, seind sogleich von unsern Husaren delogiret und nebst Croaten, Panduren und allen Grenadiers auf das eiligste aus der Stadt herausgetrieben worden. Nach dem Rapport des Generalmajor von Seydlitz seind die Dragoner mit dem Feind nicht handgemein geworden, die Husaren aber desto öfter, dabei jedoch sonsten die Stabesofficiers nebst denen meisten sich so distinguiret haben, wie man es thun muss, wenn man sich gegen 8000 Mann ohne Nachtheil und Verlust vorerst zurückziehen will. Wir haben bei dieser Gelegenheit 2 Husaren todt und 10 blessirte, auch 2 blessirte Officiers gehabt;1 dagegen der Generalmajor von Seydlitz heute an feindlichen Gefangenen 62 Mann Grenadiers und Husaren, 1 Obristlieutenant, 3 Majors, 4 Lieutenants nebst 2 französischen Proviantofficiers hierhergeschicket hat; dabei die Husaren viele Pferde mit reichen Equipages erbeutet haben. Der Generalmajor von Seydlitz stehet indess noch in Gotha auf seinem Posten.
Der schändliche Accord, welchen der Duc de Cumberland zu machen sich von den hannoverschen Ministres verleiten lassen,2 ist wieder ein neues Contretemps, so Mir geschiehet; indessen wir doch thun müssen, was uns gebühret. Ew. Liebden habe derowegen auch im Vertrauen sagen wollen, wie Ich hier nicht stehen bleiben werde, Mir aber noch nicht möglich ist, Mich zu determiniren, nach welcher Seite Ich Mich toumiren werde, ob es gegen die Leute hier oder wohin sonst geschehen kann, denn Ich erst noch klarer sehen muss, um Meine Partie zu nehmen.
Was Ew. Liebden angehet, da bleibet Deroselben allemal die letzte Ressource übrig, dass unverhofften Falls und wenn alle Stricke reissen sollten, Dieselbe Sich auf die letzte in Magdeburg werfen können. Ich denke und hoffe, und werden Ew. Liebden mit darauf treiben, dass alle menschmögliche Anstalten gemachet und vorgekehret werden, dass es alsdann darin an Magazinen und Lebensmitteln nicht fehlen möge.3 Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.
9348. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.4
Kerspleben, 20. September 1757.
. . . Was5 demnächst Ew. Liebden und Dero Operationes anbetrifft,6 da muss Ich Mich auf dasjenige verlassen, was Dieselbe zu thun nach
1 Die Relation fügt hinzu: „dagegen seind vom Feinde an 30 Todte gefunden, die Anzahl der Blessirten aber bis dato nicht bekannt geworden“ .
2 Vergl. Nr. 9342.
3 Vergl. S. 354.
4 Prinz Moritz datirt seine Berichte vom 19. und 21. September aus Würzen.
5 Der erste Theil des Schreibens enthält die Erzählung von den Thaten des Generalmajors von Seydlitz bei Gotha, übereinstimmend mit dem an Prinz Ferdinand gesandten Bericht. Vergl. Nr.9347. Anm. 2. S. 358 u. Anm. 3. S. 359.
6 In dorso des Berichts des Prinzen Moritz vom 19. September befindet sich eine eigenhändige Weisung des Königs für den expedirenden Cabinetssecretär: „Ihm die Sache von Seydlitzen zu schreiben; im übrigen muss mir auf dasjenige verlassen“ etc. bis zum Schluss des Hauptschreibens.