<428>theils auf Extrema gehen, bald zu viel, bald gar nichts hoffen, so hoffe ich, Ew. Excellenz werden nach Dero bekannten Einsicht alle gute Temperaments darunter gebrauchen. Meiner wenigen Idee nach hat die erstere Antwort nicht anders ausfallen können; es scheinet mir, als ob der jetzige Minister einige Jalousie habe, als ob Sachen nicht durch andere Hände wie die seinigen gehen sollten; alle andere Nachrichten confirmiren das grosse Verlangen zum Frieden und sich mit uns zu raccrochiren, woferne man uns trauen kann. Dieses zu erhalten und sich zugleich nicht mit seinen jetzigen Alliirten zu brouilliren, scheinet schwer zu sein; daferne wir aber fest halten und zumalen einige glückliche Évènements uns secondireten, möchte auch dieses zu übersteigen seind. Der caracterisirte Minister, den man zu haben verlanget, glaube ich nicht anders als einen Mann von Caractère zu sein, der zuvorderst als ein Émissaire dahin gehe und das Incognito halte, der aber mit allem benöthigten in der Tasche versehen sei, um bei gemachtem Progress in der Negociation und nach convenirten Praeliminarien einen caractère public annehmen und alsdann solennellement zeichnen zu können. Meine Idee gehet ferner dahin, dass man dem ohnerachtet gegen Engelland und andere Alliirte de bonne foi gehe, und wenn man allererst ohngefähr über die Préliminaires conveniret, solchen Communication davon thue und es dahin zu bringen suche, um die Sachen zu einem Generalwerk einzuleiten, zumalen wenn inzwischen ein Armistice erhalten werden könne. Wann ein gewisser Mann der Negociation von Gertruidenberg Erwähnung gethan, so sehe ich nicht ab, wie solches gegenwärtig quadriret, es müsste denn sein, dass er ominire, wie eine Negociation von so vielen differenten Partien und Köpfen auf nichts hinauslaufen würde, und er also die Absicht hätte, den Frieden von Utrecht und die Art, wie solcher zum Anfang tractiret worden, zum Modèle zu nehmen.
Ich begreife, dass ich von Sachen zu schreiben mich unterfange, so über meinen Horizont gehen, und breche daher billig davon ab, nebst unterthäniger Bitte, dass Ew. Excellenz meine Uebereilung condonniren mögen. Ich habe nicht alle Tage die Gelegenheit wie diese, Deroselben mit Sicherheit und frei schreiben zu dörfen, welches, mir zu dieser Extravagance Gelegenheit gegeben, werde mich aber borniren, alle meine Wünsche zu dem Allerhöchsten zu thun, dass er uns einen gnädigen und baldigen Frieden geben und uns aus dem ruineusen und fast kein seinesgleichen Exempel habenden Kriege, den ich von dem allerersten Anfang her so sehr detestiret habe, ziehen möge.
Meine Situation ist inzwischen eine von denen allerbetrübtesten hierbei; Ew. Excellenz werden aus denen verschiedenen chiffrirten Schreiben an Dieselbe urtheilen, was vor Sentiments ich hören und öfters nach meiner Wenigkeit combattiren muss, anderer höchst peniblen, niederschlagenden und fatiganten Umstände zu geschweigen, die bei meinem erreichten Alter nicht mehr zu souteniren seind. Ich recom-