8903. AN DEN ETATSMINISTER EDLER VON PLOTHO IN REGENSBURG.

Hauptquartier im Lager bei Prag, 4. Mai 1757.

Mein lieber Geheimer Etatsminister von Plotho. Ich danke Euch vor die in Eurem Bericht vom 24. enthaltene Nachrichten; Ich werde guten Gebrauch davon machen. Es wird Mir lieb sein, wann Ihr die bewusste Sache6-1 in drei Wochen zu Wege bringen werdet.

Meine Entreprise in Böhmen ist bishero von dem Höchsten mit solchem Success gesegnet worden, dass der Feldmarschall Browne, der nicht zu Stande zu bringen gewesen, um eine Hauptaffaire mit ihm zu engagiren, sich vor drei Tagen mit der Armee durch Prag jenseit der Moldau gezogen, nachdem er alle zur Operation diesseits der Moldau bis Prag gemachte Magazine theils nach Möglichkeit selbst destruiret, theils abandonniret hat, die uns nebst dem Hauptmagazin zu Jung-Bunzlau, so der Feldmarschall Schwerin genommen, in die Hände gefallen seind, und wodurch die Kaiserin-Königin mehr als 5 Millionen Gulden verloren hat. Ich gedenke auch mit göttlicher Hülfe nächstens eine decisive Affaire zu engagiren, woferne er solche nicht weiter mit Abandonnirung aller andern übrigen Magazine zu evitiren suchen wird, an deren gutem Success nicht zweifele, da bisher in allen Rencontres, so mit seiner Arrièregarde und sonsten vorgefallen, der Feind den Kürzeren gezogen und sich mit Hinterlassung vieler Todten, Blessirten und Gefangenen retiriret hat.

Bei solchen Umständen nun sollet Ihr Eures Ortes hoch zu sprechen anfangen und nicht nur die Surprise der Stadt Köln von denen Franzosen, sondern auch deren Possessionsnehmung von der Stadt Münster, sowie desgleichen die harte Lieferungen, so von ihnen in dem Münsterschen und andern Reichsländern de facto ausgeschrieben würden, sehr releviren, zu geschweigen, dass dieselbe gar nicht mehr anstünden zu bekennen, dass die Hannover angebotene [Neutralität]6-2 nur simuliret gewesen, um erst in dortige Lande zu kommen, alsdann es ihnen an keinem Prätexte, die Neutralität zu brechen, gefehlet haben sollte; mithin sie sehr mortificiret wären, dass der König von Engel<7>land solche so standhaft abgelehnet und sich nicht amusiren lassen wollen. Wie sehr dadurch alle deutsche Freiheit unter die Füsse getreten wird, solches und dass der Kaiser wider seine beschworene Wahlcapitulation fremde Völker, so überdem jedesmal als Reichsfeinde angesehen worden, auf deutschen Boden eingeführet, desgleichen zu was vor Folgen diejenigen Fürsten und Stände, so sich blind durch den wienerschen Hof leiten lassen, sich exponireten, sollet Ihr sehr releviren und frei sprechen, damit wo möglich ihnen die Augen noch zu rechter Zeit geöffnet, die wohlgesinneten aber fortificiret werden. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Königl. Hausarchiv zu Berlin.



6-1 In dem Plotho'schen Bericht (Ausfertigung im Geh. Staatsarchiv, Concept im Nachlass im Königl. Hausarchiv) findet sich nichts, was auf diese Aeusserung des Königs bezogen werden kann. Vermuthlich ist ein nicht mehr vorhandenes Postscript mit Nachrichten über einen Spion gemeint.

6-2 Vergl. Bd. XIV, 550. 551.