8959. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IM LAGER BEI KOLIN.
Hauptquartier vor Prag, 18. Mai 1757.
Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ich bin recht sehr zufrieden gewesen, als Ich aus Ew. Liebden Schreiben vom 17. dieses ersehen, dass Dieselbe das Lager nunmehro bei Kolin genommen haben,55-4 welches bei diesen Umständen uns ganz nöthig war.
<56>Was den prätendirten Succurs, so der Nadasdy dorthin geführet haben soll, angehet, da kann solches nicht mehr als 6000 Mann sein und darunter nur 3000 Mann reguläre. Es hat zwar vorhin geheissen, und ist im Oesterreichschen die Rede gegangen, dass ein Corps Truppen aus Ungarn über Teschen in Schlesien oder nacher Mähren gehen würde; doch unter dem 7. dieses habe Ich sichere Nachricht aus Schlesien, dass ausser einigen Recrutentransports und Remontepferden, so durchs Teschen'sche nach Mähren gegangen, aus Ungarn nichts angekommen sei.
Ew. Liebden können indess bei Kolin ein sehr festes Lager nehmen, als den rechten Flügel gegen Gross-Gabel oder Radbor und den linken Flügel gegen Kolin.
Das Bataillon von Nimschefsky habe Ich aufgefunden,56-1 selbiges stehet in Stranow, und werde Ich es beordern, dass, sobald die Bataillons von Münchow und das von Prinz Heinrich nach Nimburg marschiren, selbiges sich mit anhängen und auch nach Nimburg ziehen soll, da denn Ew. Liebden von solchen allda befindlichen 4 Bataillons an Sich ziehen, was Sie ä propos finden. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Die Generals sitzen schon in die Kasematten von Wischerad, und das übrige ist so verzagt, dass sich keiner mehr aus den Thoren der Stadt trauet.
Friderich.
Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.
55-4 Vergl. S. 49. Anm. 2.
56-1 Vergl. S. 49.