8990. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IM LAGER BEI KOLIN.
Hauptquartier im Lager vor Prag, 25. Mai 1757.
Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ich habe den Einhalt Ew. Liebden Schreibens vom 24. dieses mit vieler Zufriedenheit ersehen. An Dieselbe will Ich wohl im höchsten Vertrauen sagen, wie dass Meine Intention eben nicht ist, dass es jetzo dorten zu einer Bataille kommen sollte, und deswegen habe Ich Ew. Liebden vor<81>geschlagen, einen Marsch nach Habern zu simuliren,81-1 weil Dieselbe dadurch dem Feind dorten eine grosse Jalousie auf seine Magazins geben, da solcher, wenn er merket, dass es auf seine Magazins gehen soll, gleich weglaufet; und dergestalt kriegten wir denselben von der Elbe weg, und würde uns die Communication mit Schlesien leichter. Sonsten wollte Ich Ew. Liebden wohl davor garantiren, dass der Marschall Leopold Daun nicht intentioniret ist, Dieselbe attaquiren zu wollen. Was er unter seinem Commando hat, ist das letzte von der österreichischen Armee, so er suchen wird sehr sorgfältig zu conserviren. Ich glaube auch nicht, dass es nöthig sein wird, dass Ew. Liebden mit dem ganzen Corps nach Habern marschiren, um diesen Posten zu occupiren; Ich bin aber fast gewiss, dass wenn Dieselbe vorerst nur ausbringen werden, wie Sie dahin marschiren wollen, und einige Demonstrationes machen werden, als ob es Deroselben Ernst sei, dass alsdenn der Feind zurück und [aus] der Gegenden marschiren wird.
Uebrigens wenn wir hier früh anfangen können, der Stadt Prag recht einzuheizen, so wird es erst übermorgen sein;81-2 Ich vermuthe aber fast, dass der Feind zwischen hier und der Zeit noch tentiren wird einen Ausfall zu thun. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Nach der Ausfertigung.
81-1 Vergl. S. 73.
81-2 Vergl. S. 76.