9019. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IM LAGER BEI PRAG.

Im Lager bei Prag, 31. Mai 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ew. Liebden gebe Ich hierdurch auf den Einhalt Dero heutigen Schreibens in Antwort, wie Ich die Pontons, so der Generalfeldmarschall von Schwerin gehabt,106-1 schon nach der Brücke geschicket habe und solche schon da sein werden. Diejenigen, welche wieder aufgefangen worden seind. habe Ich auch schon Ordre gegeben, wieder hinzuschicken, auch noch 3 Stück, so in dem Park gelegen. So habe Ich auch schon geschrieben, dass 10 neue Pontons, welche bei Pirna gelegen, hieher kommen sollen. Wegen der Schiffe bei Melnik habe Ich schon dem Feldmarschall Reith geschrieben,106-2 Officiers hinzuschicken, die sie holen sollen; weil Ich aber etwas von denen österreichischen106-3 Pontons habe müssen nach Branik schicken, so kann Ich die Pferde und die Haquets nicht vor morgen herübersenden. Ohnerachtet uns das grosse Wasser durch den Verlust von den Pontons Schaden gethan, so kann uns solches doch auch einigen Vortheil dadurch gestiftet haben, weil durch den grossen Anlauf der Moldau die Casemates derer Oesterreicher, worinnen sie auf der Grossen oder Alten Seite ihr Mehl gehabt, unter Wasser gesetzet und dadurch nothwendig vieles an Mehl verdorben worden und ruiniret sein muss.

Mit denen glühenden Kugeln gehet es noch nicht, wie Ich es gerne haben will, und bin Ich jetzo daran, solches besser und mehr zu poussiren; mit denen Bomben aber haben wir einen Theil der österreichischen Bäckerei ruiniret und 30 bis 40 Häuser in der Judenstadt in Feuer gesetzet. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.



106-1 Vergl. Nr. 9016.

106-2 Vergl. Nr. 9017.

106-3 Vergl. S.110.