9021. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IM LAGER BEI KOLIN.

Im Lager bei Prag, 31. Mai 1757.107-2

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ich habe Ew. Liebden Schreiben vom 29. dieses erhalten, und werden Dieselbe aus Meinem letzteren bereits ersehen haben, wie dasjenige Schreiben, so Ich dermalen vermisset hatte, noch richtig eingelaufen,107-3 und also alle Ew. Liebden an Mich erlassene Berichte bis hieher insgesammt wohl angekommen seind.

Dass das eine Bataillon vom Wartenbergischen Regiment ohnvermuthet von einer feindlichen Partie attaquiret worden, daran müssen deren Patrouillen wohl alleine Schuld haben, und werden Ew. Liebden also gut thun, die sämmtlichen Officiers des Regiments wohl zu avertiren, damit alles auf den guten und vigilanten Fuss bleiben müsse, wie es der selige General107-4 gelassen.

Ich werde Ew. Liebden jetzo das Bataillon von Wied hinschicken, und wird solches morgen in Böhmisch-Brod, übermorgen aber, wie Ich hoffe, bei Deroselben sein.

Das Wasser in der Moldau hiesiger Orten ist auf einmal so gross geworden, dass von Meiner Pontonbrücke von der Branik ein Stück denen Oesterreichern zu und nach Prag getrieben, das übrige und andere Stuck aber haben wir zu Podbaba wieder bekommen.

Wenn Ew. Liebden durch die Attaque der Panduren bei der Johanniskapelle107-5 den Feind noch weiter eloigniren können, so wird es gut sein, weil uns alsdann die Communication mit Schlesien sicher wird. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

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Es ist schon unterschiedene Male Feuer in der Stadt gewesen, sie haben es aber allemal gelöschet.

Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.



107-2 Dieses Schreiben führt als Praesentatum-Vermerk: 2. Juni; das vorangehende (Nr. 9020): 1. Juni.

107-3 Vergl. Nr. 9008.

107-4 Vergl. S. 19.

107-5 Vergl. S. 79.