9075. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IM LAGER VOR PRAG.
Lager bei Prag, 9. Juni 1757.
Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ich danke Ew. Liebden vor die Communication derer in Dero Schreiben vom heutigen Dato enthaltenen Nachrichten und gebe sonsten darauf in Antwort, dass, da das Wasser in der Moldau wieder im Fallen ist,152-1 es nun nicht nöthig sein wird, die Brücke einzunehmen,152-2 wenn nur sonsten doch alle gute Précautions zu nehmen nicht unterlassen wird.
Was die von Ew. Liebden gemeldete Partieen jenseit der Moldau angehet, da habe Ich schon Nachrichten gehabt, dass jenseit der Moldau ein Gros von feindlichen leichten Truppen stehen, welches dann der Orten hin, wie Ew. Liebden melden,152-3 detachiret; daher Ich den Generallieutenant von Treskow geschicket habe,152-4 der es in ein paar Tagen attaquiren und wegjagen wird. Wenn alsdenn Sie Ihrerseits gleichfalls auf dieser Seite ein starkes Detachement hinschicken, um alles zu verschüchtern, so wird es alsdenn mit denen Leuten wohl ein Ende haben. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.
152-1 Vergl. S. 107. 111. 147.
152-2 Prinz Moritz hatte gemeldet, dass die Schiffbrücke Ober die Moldau wieder passirbar sei (vergl. S. 106. 147): „es wird Ew. Königl. Majestät Befehl erwartet, ob sie diese Nacht wieder abgebrochen werden soll, oder ob sie liegen bleiben kann.“
152-3 Die feindliche Abtheilung von 50 bis 60 Reitern bewegte sich, wie Prinz Moritz meldet, jenseits der Beraun.
152-4 Vergl. S. 120. 121. 157.