9101. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IM LAGER VOR PRAG.

Quartier Mallotitz, 14. Juni 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Weilen es die Umstände hier nothwendig erfordern, [muss] Ich noch 6 Bataillons und 5 Escadrons von des Prinzen von Preussen Regiment Cavallerie, auch 5 Escadrons vom Szekely'schen Husarenregimente hier nothwendig haben; und zwar soll der Obriste Von Szekely und der Major von Kleist selbst mitkommen. Der Generalmajor von Hülsen nimmt sein Regiment, in dessen Stelle muss sogleich den Augenblick das Goltz'sche Regiment<170> wieder herüberrücken; ferner Ew. Liebden Regiment, in dessen Stelle alsofort das Regiment von Darmstadt herüberrücket. Denn werden Ew. Liebden sehen, ob es möglich, zwei Bataillons dazuzuflicken.

Sogleich nach Erhaltung dieser Ordre müssen diese Regimenter hieher aufbrechen, und Ich werde bei diesen Umständen sehr gerne sehen, dass Ew. Liebden selber mitkommen, die dann das Commando so lange an des Generallieutenant von Braunschweig Liebden170-1 übergeben sollen, als welchem dorten alles ohnedem bekannt ist. Es kommet hier auf wenige Tage, zugleich aber auch auf wenige Stunden an ; Ew. Liebden werden also gleich aufzubrechen haben und den Marsch gerade auf das Wirthshaus, „Zum letzten Pfennig“ genannt, nehmen; da können Sie die Leute des Mittages wegen der grossen Hitze ausruhen lassen und brechen alsdenn gleich wieder auf und marschiren hieher, damit Ew. Liebden mit den Truppen übermorgen ganz früh hier seind.

Wenn Sie auf 5 Tage Brod mitnehmen, ist es genug, und können Sie allenfalls es von den andern Regimentern lehnen.

Ich kann Ew. Liebden jetzo die Umstände hier nicht weitläuftig schreiben, sondern behalte Mir vor, wenn Sie herkommen, Ihnen solche mündlich zu sagen. En gros kommt es darauf an, dass Leopold Daun im Marsche begriffen, um Prag zu entsetzen, weshalb das dortige Corps d'armée inzwischen nichts von der Prager Garnison zu besorgen hat, und kommt alles nur auf einige wenige Tage an.

Ew. Liebden haben auch dieses Mein Schreiben, sogleich wie Sie solches gelesen und Sich den Einhalt davon bekannt gemachet, in Original an den Generalfeldmarschall von Keith zu schicken und zu communiciren, als welcher seines Ortes sich gleichfalls [darnach] 170-2 zu achten hat, da die Zeit zu sehr pressiret, dass Ich vor dieses Mal nicht an ihn selbst mit schreiben kann. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

An Marschall Reith également.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.



170-1 Das Schreiben liegt in dreifacher Ausfertigung vor. Die beiden nicht von Eichel geschriebenen Ausfertigungen haben: „Generallieutenant Prinz Ferdinand von Braunschweig Liebden.“

170-2 In der Eichel'schen Ausfertigung fehlt das Wort.