9325. INSTRUCTION VOR DEN KAMMERGERICHTSRATH VON EICKSTEDT.
Rötha, 6. September 1757.
Sobald Euch der halberstädtsche Krieges- und Domänen-Kammer[director] Dieterich nach der demselben ertheileten Ordre einen Passeport von dem Maréchal Duc de Richelieu zugesandt haben wird, so sollet Ihr sogleich mit solchem Passeport, so viel als nur in der Welt möglich ist, ohnvermerket und in aller Stille von Leipzig abreisen und gerades Weges nach dem Duc de Richelieu ohnerkannt und unter dem in dem Passeport benannten Namen gehen.
Bei Eurer Ankunft des Ortes, wo er sich zu der Zeit befinden wird, lasset Ihr Euch bei solchem convenablement melden und um eine Privataudience ansuchen. Sowie Euch die Stunde dazu gegeben worden sein wird, und Ihr solchen alleine sprechen werdet, übergebet Ihr ihm beiliegendes Schreiben334-1 nebst einem obligeanten und convenablen Compliment von Mir und erwartet, was er Euch nach dessen Durchlesung sagen wird.
Sollte derselbe sich gegen Euch herauslassen, wie dass er autorisiret sei, Propositiones und Vorschläge gegen Mich zu thun, so habt Ihr ihn zu ersuchen, solche Propositiones oder Conditions gegen Euch zu äussern und Euch solche zu confiiren; da Ihr denn solchenfalls Euch selbige wohl zu notiren und ad referendum zu nehmen habet, um Mir selbige getreulichst zu melden. [Sollte] er sich hergegen gegen Euch äussern, dass er dazu nicht autorisiret sei, noch die Intentions seines Hofes ihm bekannt wären, so habt Ihr ihn von Meinetwegen zu ersuchen, dass er sogleich deshalb an seinem Hofe, und wohin er es am convenablesten erachtete, schreiben und dessen Instruction darüber und die erforderliche Autorisations einholen möchte, um Euch hiernächst davon Communication zu thun, inzwischen und bis zu deren Einlangung<335> Ihr Euch an einem dritten von ihm allenfalls selbst zu wählenden Orte aufhalten und das grosseste Incognito observiren würdet.
Ihr werdet selbst erachten, wie dass diese Eure Commission das allergrösseste Secret erfordert, und dass davon nichts in das Publicum glissiren, noch Ihr einmal soupçonniret werden müsset; daher Euch solches auf Ehre, Pflicht und Reputation eingebunden wird.
Ihr müsset Euch daher bei Eurer Abreise von Leipzig auch nur ganz schlecht und simpel kleiden und keinen von Euren bisherigen Domestiquen mitnehmen, um überall ohnerkannt zu bleiben. Zu Euren an Mich zu erstattenden Berichten bedienet Ihr Euch Eures bisherigen Chiffres.
Friderich.
P. S.
Wenn Ihr von dem halberstädtschen Kammerdirector Dieterich einen Passeport zu der Euch committirten Reise unter dem Namen le sieur de Düringshofen empfangen solltet, so habt Ihr Euch daran gar nicht zu stossen, sondern Eure Reise auch unter solchem Namen anzutreten, um so weniger unterwegens und sonst erkannt zu werden. Sollte aber der Passeport wider Vermuthen gar refusiret werden und Euch der halberstädtsche Kammerdirector solches schreiben, alsdenn ist Meine Intention, dass Ihr zwar vor Eure Person zurückbleiben, allenfalls auch zurückgehen könnet, Ihr sollet dem ohnerachtet aber den eingeschlossenen Brief an den Maréchal Duc de Richelieu per Estafette, oder wie Ihr es am sichersten finden werdet, an ihn abgehen lassen, damit er ihm dem ohnerachtet zu Händen komme.
In erwähntem Briefe habe Ich Euch selbst an den Maréchal accreditiret und den von Eickstedt genannt. Sollte die Sache von Success sein und es zur Negociation kommen, so könnet Ihr den Maréchal versichern, dass Ich auf erhaltene Nachricht von Euch deshalb, es sei nun Euch oder auch, wenn darauf insistiret werden wollte, eine Person von höherem Range zu schicken, zu solcher Negociation mit ausführlichen und formellen Pleinpouvoirs versehen würde. Damit Ihr auch endlich wisset, worauf das ganze Sujet dieser Sache roulire, so dienet Euch zu Eurer Direction, dass Ich den Frieden antragen lasse und durch Euch den Maréchal über die Conditions und Propositions, wie man solchen zu schliessen vermeinet, sondiren lasse, alles in Conformité dessen, so Ich Euch in dieser Instruction vorgeschrieben.
Nach der Ausfertigung.
<336>334-1 Nr. 9326.