9433. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU. 435-3

Eilenburg, 18. October 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Nachdem das Unglück einmal geschehen ist, dass, wie Ew. Liebden Mir in Dero Schreiben vom 17. dieses melden, die Oesterreicher in Berlin eingedrungen seind,435-4 so ist nunmehro nichts anders zu thun, als dass Ew. Liebden mit Dero Corps nicht mehr als eine gute Meile oder anderthalb Meilen an Berlin heranmarschiren und Sich setzen, nicht auf der Seite von Spandau, als welches nicht angehet. Ich glaube, die Oesterreicher werden sich nicht lange da aufhalten. Wo das ist, so müssen Ew. Liebden sehr attent sein und ihnen alsdenn gleich auf den Hals sein, um ihnen den geraubten Plunder wieder abzujagen, maassen Ew. Liebden Sich so setzen müssen, dass, sowie die Oesterreicher heraus wollen, Sie schlechterdings, und ohne zu balanciren, ihnen auf den Hals gehen und sie attaquiren.

Wann Ich erst weiss, wo Marschall435-5 ist, so werde Mich darnach richten und mit mehr oder weniger kommen, nach dem Ich glaube, dass es nöthig sein werde. Ich schreibe an den Prinz Ferdinand von Braunschweig,435-6 dass er bei Spandau über das Wasser gehen und von der andern Seite kommen soll, damit wir sie können von dieser Seite attaquiren, und ist nichts weiter drauf, als dass wir uns so nehmen müssen, damit keine Ratze von denen Leuten davonkommen kann. Der Tempelhof435-7 ist der Ort nicht, da Ew. Liebden Sich setzen, sondern<436> Dieselbe müssen Sich mehr nach der Spree und nach dem Weg auf Baruth halten; denn der Feind gewiss dahin wird heraus wollen. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

P. S.

Ew. Liebden müssen insonderheit Sich befleissen, fleissig Nachrichten einzuziehen, um alles auf das genaueste zu wissen, und Mich davon wohl informiren, sowie Ich herankomme.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.



435-3 Prinz Moritz datirt seine Berichte am 17. aus Jüterbogk und aus Luckenwalde, am 18. aus „Grossen-Bähren“ (d. i. Grossbeeren), am 19. aus Berlin.

435-4 Die Köpenicker Vorstadt von Berlin wurde am 16. October Mittags von Hadik eingenommen. Um 4 Uhr morgens am 17. räumten die Oesterreicher bereits wieder den besetzten Stadttheil.

435-5 Vergl. S. 421. 423.

435-6 Vergl. Nr. 9434.

435-7 Dorf Tempelhof südl. von Berlin.