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9804. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.1

Breslau, 1. März 1758.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ew. Liebden gebe Ich auf Dero Schreiben vom 22. voriges, so Mir gestern bei Meiner Zurückkunft sogleich eingeliefert worden, und die darin gethane Anfrage hierdurch in Antwort, wie dass es sich wohl von selbsten verstehet, dass, wenn Ich jemanden einen Posten als Gouverneur und Kommandante anvertraue,2 solches nicht geschiehet, dass derselbe solchen Posten bei einem feindlichen Anfall, sonder einige Gegenwehr zu thun, dem Feinde übergeben soll, als welches ein jeder Commandant oder Gouverneur, wenn er nur fünf Sinne hat, auch sonder speciale wiederholentliche Instruction verstehen und begreifen muss, im übrigen aber dem Generallieutenant von Katte noch nicht gänzlich entfallen sein wird, was Ich ihm unter'm 6. October vorigen Jahres3 wegen Breslau geschrieben habe. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.


9805. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Breslau, 1. März 1758.

Von Ew. Excellenz bin mit keinem weiteren Schreiben als dem, so ich in meinem letzteren accusiret, beehret worden; welches nur gehorsamst melden, im übrigen aber auf allergnädigsten Befehl Ew. Excellenz einliegende Note, so der englische Minister Monsieur Mitchell auf Sr. Königl. Majestät Verlangen mir zustellen müssen, zusenden sollen, mit dem Vermelden, dass, da höchstgedachte Se. Königl. Majestät den darin enthaltenen Vorschlag vor sehr gut und convenable fänden, also Ew. Excellenz nicht den geringsten Anstand nehmen möchten, das erforderliche deshalb alsofort zu besorgen und expediren zu lassen. Wie ich nicht anders weiss, so seind des Herrn Grafen von Finckenstein Excellenz die Umstände dieser Sache auch schon näher bekannt, da noch bei Dero hiesigen Anwesenheit4 schon etwas davon vorgekommen ist . . .

Eichel.



1 Die Berichte des Prinzen Moritz vom 6. und 12. März datiren ebenso wie diejenigen vom Februar aus Breslau.

2 Vergl. S. 63. 234; Bd. XIV, 471.

3 Vergl. Bd. XV, 403. 404.

4 Ueber den Aufenthalt Finckenstein's in Breslau schreibt Eichel am 24. Februar an Podewils: „Ich hätte wohl von Grunde meiner Seelen gewünschet, dass Deroselben [des Grafen Finckenstein hiesiges Séjour wichtigere Sachen zum Objet gehabt, als es leider nicht gewesen! Jedennoch da des Königs Majestät Sich mit Sr. Excellenz über verschiedene höchst importante Sachen mündlich expliciret, auch Dero Intentions bekannt gemachet haben, wovon Dieselbe Ew. Excellenz umständlich informiren werden, so hat doch diese Reise ihren grossen Nutzen gehabt. Ich vor meine Wenigkeit habe mich auch, unterstanden, gegen gedachte Se. Exzellenz so über alles zu decouvriren, wie ich glaube, dass solches meine Pflicht und Schuldigkeit zu thun erfordert hat, da ich nach allen meinen innerlichen Empfindungen genugsam überzeuget bin, dass meine Carrière zu Ende gehet und mir nichts zur Consolation übrig bleibet, als solche mit reinem Gewissen und ohnverrückter Treue zu schliessen. Inzwischen mir vieles ohnbegreiflich bleibet, und ich. die Wege der göttlichen Vorsicht adoriren muss, die nicht anders als wunderbar und miraculeuse ausfallen können, woferne dieselbe beschlossen hat, uns aus einem Labyrinth, dergleichen die Historie kein Exempel fourniret, zu ziehen.“