<63> Armee, abandonniret Breslau gänzlich seinem Sort und marschiret, nach der schon gemachten Disposition des Herzogs, wie er wenigstens an des Königs Majestät geschrieben, mit starken Schritten weiter jenseits der Oder den Weg nach Glogau zu. Unterwegens laufet ihm eine positive Ordre vom König an den Herzog ein,1 die er erbricht und des Einhaltes findet, dass Breslau à tout prix mainteniret und wenigstens so lange souteniret werden soll, bis der König, der im Anmarsch auf Breslau im Begriff war, herankommen und den Feind attaquiren könne, indess der Generallieutenant von Lestwitz und nicht Karte in Breslau commandiren solle. Der Generallieutenant von Kyau marschiret dem ohnerachtet seinen Weg weiter und entschuldiget es theils mit dem Mangel von Brod, dessen man doch 120,000 und mehr Portiones in Breslau liegen lassen, theils dass er schon an 5 Meilen von Breslau ab wäre und den General Beck mit einem Corps Croaten hinter sich habe, mit dem sich zu thun zu machen er Bedenken trage.

Der Generalieutenant Lestwitz hat sich inzwischen dennoch in Breslau geworfen, findet aber schon alles allda in einer affteusen Confusion, keine Anstalten zu einiger Defension, sondern vielmehr den Generallieutenant von Katte im Begriff mit einem, mit einem Trompeter dahin gekommenen, österreichschen Stabesofficier eine Capitulation zu schliessen, in welcher der erste Articul sein soll, dass die ganze Garnison sich schlechterdinges, sowie auch alle nach der Bataille dahin gebrachte kranke und blessirte Officiers, sich zu Kriegesgefangenen ergeben sollen. Man muss dem Generallieutenant Lestwitz das Zeugniss geben, dass er seines Ortes alles gethan, um die von dem von Katte schon gemachte Bévues zu redressiren. Da ihm aber der Feind wenig Zeit dazu gelassen, vielmehr pressiret und seine Batteries fertig gemachet hat, inzwischen auch der katholische Clerus durch seine Brigues die Bürgerschaft und das gemeine Volk theils aufgewiegelt theils intimidiret hat, dass letzteres das Zeughaus und noch ein Haus, worinnen ein Vorrath von Tonnen mit Mehl, geplündert hat, viele von denen Schlesiera und fast alle Sachsen von denen Regimentern sich theils in denen Klöstern verstecket, theils sonst sich verlaufen, ihre Posten abandonniret und das Gewehr weggeworfen haben, so hat der Generallieutenant von Lestwitz sich contentiren müssen, es nur dahin zu bringen, dass sowohl die Garnison als die dort befindliche kranke oder blessirete Officiers, Generals und andere von der Armee nicht zu Kriegesgefangene erkläret, sondern diesen der freie Ausmarsch und jenen der freie Transport bewilliget worden, wiewohl wegen der Garnison stipuliret werden müssen, dass solche bei jetzigem Kriege nicht gegen die Königin von Ungarn dienen soll.2 Es ist also auch solche aus- und nach Frankfurt an der Oder zu marschiret, von dar sie, obgleich wegen der vielen Desertion vor ihrem Ausmarsch aus Breslau, deren sich verschiedene Officiers nicht geschä-



1 Vergl. Nr. 9546. 9547.

2 Vergl. S. 60.