9650. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON ZIETEN.

Striegau, 30. December 1757.

Mein lieber Generallieutenant von Zieten. Ich danke Euch sehr und wünsche Euch und Eurem ganzen Corps ein gut neu Jahr.

Da nunmehro Schweidnitz ganz eingesperret ist, und Ich gewisse Nachrichten habe, dass es ihnen an unterschiedlichen Sachen mangelt und fehlet, als supponire Ich, dass der Feind tentiren möchte, binnen vier oder sechs Wochen was durchzuschicken. Ihr müsst also darauf vorhero bedacht sein, wo er etwa was tentiren könnte, um Sich wider seiner Entreprise zu opponiren. So viel Mir jetzo bekannt, hat der Feind ein Corps von etwa 6000 Mann bei Braunau. Ihr werdet solches bald erfahren, ob es an dem oder nicht. Zweitens hat er noch viel bei Trautenau stehn. Drittens können sie leicht, wann sie was nach Böhmisch-Friedland hinziehn, über Löwenberg was tentiren. Dieses sind also drei Hauptorte, worauf Ihr genauer Attention haben müsset. Was in Löwenberg passiret, werdet Ihr von Eurem Regiment erfahren können.

Wann der Feind nun sollte was tentiren, so werden Bewegungen in denen Quartieren geschehn, und wird falsche Demonstrationes nah [machen] und am andern Ort suchen zu perciren. Ich zweifele dahero nicht, dass Ihr nicht gleich die wahre Sache erfahret und nicht nach dem Schatten greifen werdet. Sollte er nun was tentiren an einem oder andern Ort, so übersende Ich Euch hierbei die Liste, wo und wie die Regimenter verlegt sein, um aus denen Quartieren der Regimenter und Bataillone, so im Winterquartiere sein, was, im Fall es nöthig ist, an Euch zu ziehn, absonderlich die im Quartier stehn in Hirschberg, Löwenberg, Bunzlau und Frankenstein, um Euch gleich des Feindes Unternehmen zu widersetzen. Ihr werdet Mir dann sofort und ferner von allem Bericht abstatten. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Gräflich Zieten-Schwerin'schen Familienarchiv zu Wustrau.

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