9719. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT.
Breslau, 23. Januar 1758.
Ich habe Euren Bericht vom 18. dieses erhalten und dessen Einhalt mit vieler Zufriedenheit ersehen; es wird Mir auch ganz besonders angenehm sein, wenn Ihr Mir zum öftern Eure Nachrichten von des dortigen Feindes Situation, Subsistance, und wie derselbe sich dabei verhält, nebst andern Nachrichten, so Ihr nur einigermaassen Meiner Attention werth findet, zukommen lassen werdet.
Was die fürstlichen mecklenburgischen Aemter angehet, da habt Ihr ganz recht gethan, dass Ihr solche, um sie zur Parition zu bringen, mit Execution beleget habet; wie dann auch Mein Wille ist, dass Ihr solche fürstliche Aemter vorzüglich und zum schärfesten angreifen sollet.<195> Absonderlich aber sollet Ihr das fürstliche Bataillon, so noch in Schwerin stehet, aufheben und desarmiren lassen,195-1 und würde es sehr gut und Mir besonders angenehm sein, wann wir die Leute davon bekämen, als die recht sehr gut hier zu gebrauchen, und die dabei, da sie dorten aus dem Lande, wie sicher anzusehen seind.
Sonsten mache Ich Euch zu Eurer Nachricht, wiewohl auch noch zur Zeit im Vertrauen, hierdurch bekannt, wie dass Ich des Generallieutenant Prinzen von Holstein Liebden195-2 mit denen beiden Regimentern Dragonern, so Dieselbe schon bei Sich haben, desgleichen den Major von Beust mit 5 Escadrons Husaren destiniret habe, um solche vielleicht mit nächstem zu dem hannoverschen Corps d'armée, so jetzt des Prinzen Ferdinand von Braunschweig Liebden dorten commandiren, zum Secours stossen zu lassen, und erwarte Ich nur noch die nähere Nachricht, an was vor Orte und an welchem Tage solches eigentlich geschehen könne, davon Ich Euch alsdenn weitere Communication thun werde. Mein Wille aber ist, dass inzwischen Ihr vorgedachtes Detachement in dem Mecklenburgischen so verlegen sollet, dass solches gegen die Elbe zu à partie und bei der Hand sei, um allenfalls, und wenn es erfordert wird, gleich zur Armee des Prinzen Ferdinand Liebden marschiren und stossen zu können. Inzwischen Ihr von der darunter von Mir habenden Hauptintention nichts sonderliches äussern, noch eclatiren lassen sollet.
Angehend die Auswechselung derer dortigen beiderseitigen Kriegesgefangenen, da werde Ich sehr gerne sehen, wenn Ihr den Ingenieurcapitän Lefebvre,195-3 den Ich hier sehr nützlich gebrauchen kann, bald werdet auswechseln können. Wenn Ihr also einen kriegesgefangenen Major habet, so sollet Ihr nur solchen sogleich gegen jenen auswechseln lassen.
Ich bin demnächst auch nicht nur sehr wohl zufrieden, sondern werde auch gerne sehen, dass Ihr die bei uns gefangene schwedische kriegesgefangene Officiers von der Hofpartie sowohl mit einiger Distinction begegnet, als auch solche auf Parole und allenfalls Reverse nach Stockholm abgehen lasset, indem nicht zu zweifeln, vielmehr sehr zu glauben ist, dass solche bei ihrer Retour nach Stockholm dort die Sache der Schweden nach ihrer wahren Beschaffenheit und auf eine uns ganz avantageuse Art vorstellen, viel Lärm deshalb machen und dadurch Meine Euch schon bekannte Absicht195-4 befördern werden. Ihr habt Mir auch eine Liste zu senden, wie viel Ihr jetzo an schwedischen Kriegesgefangenen, an Officiers, Gemeinen und übrigen, zusammen habet. Ich beziehe Mich übrigens auf Meine letztere Schreiben vom 14. dieses195-5 und erinnere Euch nur noch hierbei, dass Ihr die für Mich einzuziehende Contributiones bestens poussiren sollet, auf dass Ich, so viel möglich,<196> bald Geld hieher bekomme. Welches Ihr dann auch wegen der von Mir hieher verlangten Pferde zu beobachten und es darunter so zu disponiren habt, dass, sobald von solchen nur 1000 Stück zusammen seind, Ihr solche nur immer sogleich auf Frankfurt an der Oder abschicken und so weiter hieher gehen lassen sollet.196-1
Friderich.
Nach dem Concept.
195-1 Vergl. S. 172.
195-2 Vergl. S. 169.
195-3 Vergl. Bd. XV, 478.
195-4 Vergl. S. 170.
195-5 Vergl. Nr. 9688 u. Anm. 1 S. 173.
196-1 Ein P. S. enthält Anordnungen liber Avancements und Abschiedsbewillïgungen.