9809. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Breslau, 3. März 1758.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Da Ew. Liebden Mir die Copie eines Schreibens des Obristlieutenants Graf Gellhorn an den Ministre von Schlabrendorff, vom 24. November vorigen Jahres datiret,275-1 den dermaligen Vorfall mit Breslau betreffend, einzusenden vor gut befunden, so dienet Deroselben darauf in Antwort, wie Ich nicht absehe, was dieses Schreiben zur Entschuldigung des dermaligen Commandanten zu Breslau, Generallieutenant von Katte,275-2 dienen kann. Einmal war derselbe von Mir zur Defension von Breslau, auf den Fall eines feindlichen Angriffes, bis auf den letzten Mann instruiret. Dass die Häuser der Stadt bei solcher Gelegenheit vor Schaden in Acht genommen werden, solches kann wohl bei einem rechtschaffenen Commandanten nicht allerdings in Consideration kommen, da, wenn es alleine darauf ankäme, es gar keiner Garnison von 12 Bataillons darin gebrauchet hätte, sowie Ich darein zu werfen befohlen hatte. Zudem hatte gedachter Generallieutenant von Katte vorher alle Zeit gehabt, um seine Mesures zu einer guten Defension der Stadt zu nehmen, in welcher er sich dann um so mehr und ohne Bedenken halten können, da er sowohl als auch nachher der Generallieutenant von Lestwitz wusste, dass Ich mit Meinem Corps d'armée kommen würde, um die Stadt Breslau zu souteniren und zu entsetzen; wie dann bekannter Maassen es nur ohngefähr an 3 Tage vor der Uebergabe von Breslau gefehlet hat, da Ich mit der Armee herangeeilet habe, um die Stadt zu retten. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.

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275-1 Das Schreiben enthielt das Ersuchen an Schlabrendorff, der Capitulation beizustimmen, weil unter anderem dadurch die Zerstörung der Stadt abgewendet werden könnte.

275-2 Vergl. S. 63. 234. 272.