9815. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT.

Breslau, 4. März 1758.

Ich habe Eure beide Schreiben vom 27. letzteren Monates gestern allhier richtig erhalten und gebe Euch darauf in Antwort, wie Ihr Euch von keiner Ungnade noch Missvergnügen gegen Euch etwas zu besorgen und Euch desfalls völlig zu tranquillisiren habet, dieses hergegen aber auch wegen der Euch Selbst bekannten, höchst pressanten und critiquen Umstände sehr wünschete, dass die Sachen dorten mit mehrerer Vigueur und Activité geschehen und executiret werden möchten, damit wir sonsten nicht die Zeit und Occasions verlieren, die hernach irreparabel seind. Ihr habt also, was Rügen anlanget,281-1 zu tentiren und, was darunter geschehen soll, prompte zu besorgen, ob Ihr nicht dorten so viel Schiffe, als zu einem Embarquement auf Rügen nöthig seind, zusammenbringen könnet, um eine Landung auf Rügen zu thun und den Feind allda auseinander zu jagen, als wodurch die Schweden vielleicht zu einem baldigen separaten Frieden obligiret werden würden. Was aber hierunter geschehen soll, muss bald und mit Activité geschehen, sonsten und wenn nichts dorten geschiehet, nicht anders daraus werden kann, als dass nachher Ihr Euch Selbst in einem grossen Embarras finden werdet, dazu Ich sodann wenig oder nichts werde thun können.

Was die Proposition des Obristen Graf Hordt281-2 angehet, da werdet<282> Ihr und er selbst erkennen, dass es mit Errichtung eines neuen leichten Dragonerregiments, um solches noch in bevorstehender Campagne gebrauchen zu können, nunmehro schon zu späte ist; dann wann er auch die Mannschaft und alles darunter gegen kommendem Monate Juni zusammenbringen könnte, so ist doch leicht zu ermessen, wie es ohnmöglich falle, binnen so kurzer Zeit, Pferde, Zeug, Gewehr, Mundirung und andere nöthige Equipages fertig und die Leute dabei in einiger Ordre zu haben. Bei welchen Umständen dann Ich Mich auch nicht auf gedachte Proposition einlassen kann, noch erwähntem Grafen von Hordt anders zu helfen weiss, als etwa mit einem Freibataillon, welches noch angehet, womit er sich aber auch vor der Hand wird contentiren müssen.

Friderich.

Nach dem Concept.



281-1 Vergl. S. 276.

281-2 Vergl. S. 220. Anm. 3. Der König hatte, Breslau 22. Februar, an Hordt geschrieben, dass er gern bereit sei, ihn in den preussischen Dienst aufzunehmen. Breslau 4. März lehnt er in einem Schreiben an Hordt mit den gleichen Worten wie oben die Errichtung eines Dragonerregiments ab und räth dagegen, ein Freibataillon zu bilden.