9885. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.345-1

Grüssau, 2. April 1758.

Durchlauchtigster Prinz, freundlich lieber Vetter. Ew. Liebden heutiges Schreiben habe Ich erhalten, und danke Ich vor die Nachrichten, so Dieselben Mir darin geschickt haben; Ich erwarte nunmehro auch nur zu vernehmen, wo der Feind weiter hingegangen ist,345-2 und kann es fast nicht anders sein, als dass der Generallieutenant von Fouqué ihm was in den Rücken gemachet haben muss.345-3

Sonsten sind die Tranchées vor Schweidnitz gestern Abend geöffnet worden, ohne dass wir das geringste dabei verloren haben, so dass nur ein Mann dabei blessiret worden.345-4 Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Fouqué muss was gemacht haben, das zu diese Veränderung Gelegenheit gegeben hat; ich habe heute zuverlässig erfahren, dass der Feind bei Trautenau sich ein retranchirtes Lager präpariret. Dieses ist defensiv, und glaube ich, dass es sehr vieles zum guten Endzweck der Campagne contribuiren wird.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.



345-1 Die Berichte des Prinzen Moritz im April sind vom 1. bis zum 17. aus Schlesisch-Friedland datirt, ein Bericht vom 20. aus Kynau (östlich von Waldenburg).

345-2 Prinz Moritz hatte gemeldet, der Feind habe die Posten von Neusorge und Halbstadt geräumt.

345-3 Vergl. S. 344.

345-4 Etwas eingehender äussert sich Eichel in einem Schreiben an Finckenstein vom 3. April über die Eröffnung der Laufgräben und über die geringen Erfolge des feindlichen Geschützfeuers am 1. und 2. April.