9937. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.
Grüssau, 15. April 1758.
Mein lieber Generallieutenant Graf von Dohna. Nachdem Ich nur allererst Mein gestriges Schreiben an Euch384-4 abgehen lassen, erhalte Ich bereits wiederum das Eurige vom 10. dieses, so Ich mit Eurem vorigen mehrentheils fast von gleichem Einhalt gefunden. Dir werdet Selbst erachten, wie es Mir in Meinen jetzigen Umständen ohnmöglich fället,<385> über fast einerlei Materie beständighin zu correspondiren, und kann Ich nicht umhin, Euch nochmalen hierdurch zu wiederholen, dass, sobald die Belagerung von Schweidnitz vorbei sein wird, unsere Correspondance auf einige Zeit lang sehr derangiret werden wird, und Ihr also alsdenn Euch Selbst führen und, ohne Euch auf Meine Ordres zu confüren, dasjenige werdet thun müssen, was die Umstände und Eure Instructiones mit sich bringen.
Dass es ohne Geschrei im Mecklenburgischen nicht abgehen könne,385-1 solches bin Ich persuadiret, Ihr werdet hergegen auch, ohne Euch daran zu kehren, zu thun wissen, was sich gebühret, damit Meine Intention erreichet werden müsse; denn ein vor allemal Ich Rekruten und wenigstens das Quantum an Gelde aus dem Mecklenburgischen haben muss, worüber Ich auf die letzte mit dem Generalfeldmarschall von Lehwaldt und dieser mit denen mecklenburgischen Ständen conveniret ist. Es muss aber die Sache mit Ernst betrieben und geendiget werden, da Ich dann der erste bin, so selbst wünschet, dass Ihr Eure Detachements aus dem Mecklenburgischen einziehen könnet.
Was den mecklenburg-schwerinischen Geheimen Rath Ditmar angehet, so wäre es sehr gut, wenn Ihr denselben für Euch bekommen könnet; noch weit besser aber würde es sein, wenn Ihr Euch gar dessen Person versichern und solche in Euren Gewahrsam bekommen könntet, denn eben dieser derjenige ist, der von Anfang her alle Misshelligkeiten zwischen Mir und dem Herzog betrieben, solche unterhalten und auf alle Extremitäten poussiret hat,385-2 und welchem also die Schuld des den Mecklenburgischen geschehenen Verdrusses und Unglücks lediglich beizumessen.
Sonsten weiss Ich Euch niemanden von Generalmajors von der Infanterie von hier aus dorthin zu schicken; da Ihr aber bereits deren 4 in Eurer Ordre de bataille habt, als die Generalmajors von Manteuffel und von Rauter, welche zwei recht tüchtige und zuverlässige Officiers seind, so auch den Generalmajor Grafen Flemming und bisherigen Obristen von Stollhofen, so Ich Euch gleichfalls accordire, so sehe Ich auch nicht ab, wie Ihr mehrere Generalmajors dorten gebrauchen könnet. Im übrigen habe Ich auch den bisherigen Obristen von Malachowski zum Generalmajor avanciret. Ich recommandire Euch nochmalen alles bestens, und dass Ihr Eure Dispositions und Arrangements nunmehr insgesammt dergestalt präpariret und einrichtet, damit Ihr Meine Intentions erfüllen könnet, und Ich alle Ursache, davon zufrieden zu sein, haben möge. Ich bin Ew. wohlaffectionirter König
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Geueralstabs zu Berlin.
<386>384-4 Liegt nicht vor.
385-1 Vergl. S. 359.
385-2 Vergl. Bd. XIII, 2. 44. 72. 83.